Silvester beim Eichinger

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Es ist nicht zu fassen! Es ist nicht zu glauben! Bereits am Neujahrstag berichtete die Augsburger Allgemeine in ihrer Online-Ausgabe über den feigen Anschlag, der sich schon Silvester an der schönen, blauen Donau zugetragen hatte. Es geschah am frühen Morgen. Die meisten Deutschen schliefen noch, und die schon wach waren, befanden sich in einer Starre, die der Kälte und der Angst geschuldet war.

Die Nation war ohnehin in ihren sittlichen Grundfesten erschüttert. Der islamistische Terror hatte sie in eine Debatte über Nacktscanner getrieben, die auf erhebliche Vorbehalte in der Bevölkerung stoßen. Die einen möchten sich wegen einiger fanatisierter Muslime nicht den Spaß nehmen lassen, von beamteten Händen begrabtsch zu werden. Die anderen, etwas Gottgefälligeren befürchten, intime Details ihres Körpers könnten die Sicherheitsleute von der Arbeit abhalten. Und die Piraten befürchten ohnehin stets das Schlimmste.
Aber was sein muss, muss sein. Die Nacktscanner werden kommen und die Deutschen nackend in den Erbsen stehen. Gott hilf! Die Frommen suchen Beistand beim Gebet in der Kirche. Und dann das! Und ausgerechnet dort, im schönen Oberbayern.

Die Augsburger Allgemeine, die von mir in Sachen Katholizismus schon wiederholt zu Rate gezogen wurde, erscheint im Landkreis Schrobenhausen-Neuburg mit einer Lokalausgabe, die sich Neuburger Rundschau nennt. Und in diesem oberbayrischen Kreis liegt auch der an sich friedvolle Ort Rennertshofen, dem, um nur ein Beispiel zu nennen, der Filmproduzent, Drehbuchautor und Regisseur Bernd Eichinger entstammt. Ob er bei dieser Geschichte seine Finger im Spiel hat?
Früh morgens am Silvestertag machten sich die Gläubigen der Gemeinde St. Johannes Baptist in Rennertshofen zur Kirche auf: In der barocken Pfarrkirche lud Pfarrer Nikolaus Maier zum Rosenkranzgebet vor der Frühmesse. Doch die besinnliche Stimmung im Gotteshaus wurde jäh gestört: plötzlich hörten die frommen Rennertshofener Geräusche …
Die Geräusche kamen, wie könnte es anders sein, von oben.

So etwas gibt es; doch diesmal rührten sie nicht von einer göttlichen Erscheinung, sondern kamen von der Empore. Und so etwas hat es, wie die Neuburger Rundschau glaubhaft versichert, „in der Gemeinde Rennertshofen schon lange nicht mehr gegeben“. So etwas ist nämlich in Rennertshofen nicht üblich, jedenfalls nicht in der Kirche, und zwar „schon lange“ nicht mehr.
Nun kann ich Ihnen zwar leider nicht sagen, was man im Landkreis Schrobenhausen-Neuburg unter „schon lange“ versteht; aber klar ist: früher machte man es hin und wieder schon in der St. Johannes Baptist Kirche von Rennertshofen. Auch früher nicht in einer Tour, aber eben doch so ab und an. Und heute?
Heute – halten Sie sich fest! – ist es verboten! Ja, auch in Rennertshofen steht inzwischen unter Strafe, was in ganz Deutschland schon länger eine Straftat ist, nämlich die Störung der Religionsausübung. „Schon länger“ – ich will dies einmal so definieren: es handelt sich bei diesem Umstand zweifelsohne nicht um eine direkte oder indirekte Folge des al-Qaida-Terrors.

§167 des Strafgesetzbuches besagt:
„Wer 1. den Gottesdienst oder eine gottesdienstliche Handlung einer im Inland bestehenden Kirche oder anderen Religionsgesellschaft absichtlich und in grober Weise stört oder
2. an einem Ort, der dem Gottesdienst einer solchen Religionsgesellschaft gewidmet ist, beschimpfenden Unfug verübt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Wenn so etwas ausgerechnet während des Rosenkranz-Gebetes verübt wird, kann es naheliegenderweise kein Erbarmen geben. Nicht einmal beim Bodenpersonal des Gottes der Liebe, Güte und Barmherzigkeit. Deshalb hat Pfarrer Nikolaus Maier auch unverzüglich Strafanzeige gegen die beiden Täter erstattet.
Einer der beiden Täter ist sofort von wachsamen Gemeindegliedern erkannt worden. Er wurde, wie Hans Peter Kammerer, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord erklärte, inzwischen vernommen. Kammerer musste einräumen, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 26-jährigen Kollegen von der Polizei handelt. Dieser machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch, wodurch die Suche nach dem Mittäter etwas erschwert wurde.
Doch in der 4800 Einwohner großen Marktgemeinde bleiben Sünder nicht allzu lange unerkannt, so dass der Polizeisprecher inzwischen auch das Ergreifen einer zweiten Person vermelden konnte. Es handelt sich um eine 22-jährige Frau, offenbar eine Freundin des – inzwischen selbstverständlich suspendierten – Polizisten.

"Die Suspendierung war erstmal eine Sofortmaßnahme und soll ein deutlicher Fingerzeig sein. Das Vertrauen zu dem Kollegen ist natürlich erheblich beeinträchtigt und sein weiterer Dienst zunächst einmal nicht erwünscht", sagt Polizeisprecher Kammerer. Sie war darüber hinaus auch eine Voraussetzung dafür, dass die Staatsanwaltschaft überhaupt mit den Ermittlungen beginnen kann.
Und so hat die Sache  für den mutmaßlichen Täter ein „unerfreuliches Nachspiel“, wie es in einer anderen Zeitung heißt. Wie lange der Mann vom Dienst suspendiert bleiben wird, sei noch unklar und hänge vom Ausgang des Strafverfahrens ab, erklärt die örtliche Polizei. Fatale Folgen für den Polizisten hält die Augsburger Allgemeine / Neuburger Rundschau für möglich.

Dieses Blatt wäre nun wirklich das letzte, das diesen unglaublichen, ja unfassbaren Vorfall auch nur ein Ideechen verharmlosen würde. Aber ein bisschen stolz ist man schon, dass diese Zeitung und dieses unschuldige Fleckchen Erde endlich einmal – es wurde auch Zeit – weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatten.

Werner Jurga, 05.01.2010

  

Die Geschichte ist auch in den USA und Australien ein Thema

Die Vorfälle in der Rennertshofener Kirche sind derweil nicht nur in der Gemeinde das Thema schlechthin. Seitdem unsere Zeitung exklusiv über den Sex-Skandal berichtet hat, ist die Geschichte weltweit in aller Munde: Neben allen großen deutschen Zeitungen und Onlineplattformen berichten auch ausländische Medien von den USA bis nach Australien über den Vorfall. Sogar die englische Boulevardzeitung „The Sun“ titelt in großen Lettern „Romping cop raises the roof“

Auszug aus augsburger-allgemeine.de, 04.01.2010, 21:11 Uhr

 

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