Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen die Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt…
Okay, der Hinweis auf die Kerzen und Gebete in der friedlichen Revolution, gegen den auch Robbe „heftig“ polemisiert, scheint nur im Kontext eines Gottesdienstes verständlich. Doch konnte Käßmann bei Beckmann auch Sinnstiftenderes zu den nicht-militärischen Aufbaustrategien in Afghanistan beisteuern. Warum nur geht Robbe die Bischöfin so heftig an? Die Forderung nach einer Abzugsstrategie darf inzwischen als „Common Sense“ gelten. Es ist dieses „Nichts ist gut in Afghanistan“, das die Komissköppe in den Wutausbruch treibt. Die Kriegspropaganda legt nämlich neuerdings größten Wert darauf, dass es in Afghanistan kräftig aufwärts geht.
Haben Sie gestern Abend die ARD-Tagesthemen gesehen? Wenn nicht, schauen Sie sich die Sendung ruhig einmal an. Hier. Sie werden staunen. Je beschissener die Lage an der Front, desto bescheuerter die Propaganda in der Heimat. Nur echt mit einer repräsentativen Meinungsumfrage! Echt. Leider nicht differenziert nach männlicher und weiblicher Bevölkerung. Nicht differenziert nach den Ergebnissen in Taliban-Gebieten und all den anderen. Klar, aber sonst: 70 % der Afghanen optimistisch, letztes Jahr noch 30 % - Jörg Schönenborn hält die Steigerung um 40 Prozentpunkte für signifikant.
Hallo, Herr Schönenborn! Man kann in Afghanistan gar keine repräsentative Meinungsumfrage machen. In Afghanistan ist nämlich Krieg.
Werner Jurga, 12.01.2010
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