Bock auf Fernsehen

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Es gibt so Tage, da habe ich so richtig Bock auf nichts. Nur, nach Stunden, wenn man echt nicht mehr Pennen kann, steht man vor einem gewichtigen Problem. Nichts tun – wie soll das gehen? Ich meine: so rein gar nichts. 

Also habe ich nachgedacht. Sie merken: auch schon mehr als rein gar nichts. Aber was will man machen? Egal, es dauerte nicht lange und ich hatte eine Idee. Ich könnte doch mal wieder fernsehen.
Weihnachten ist ja jetzt auch schon etwas her. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich da auch so richtig auf nichts Bock hatte. Oder ob einfach nur nichts los war. Jedenfalls hatte ich da auch schon ferngesehen.
Vielleicht erinnern Sie sich, ich hatte es am Schluss meines Weihnachtsrückblicks erzählt. Es war eigentlich ganz schön: zum Fest der Liebe und des Friedens hatte ich mir haufenweise Horror und SF-Action reingezogen. Aber auch darauf hätte ich heute Abend keinen Bock. Aber vielleicht kommt ja etwas Schönes in der Glotze.

Mal sehen. Samstag, 16. Januar, 20 Uhr 15. Im Ersten läuft das Winterfest der Träume. Florian Silbereisen moderiert. Der ist sympathisch. Viel Musik und so. Auch Volk, klar: es ist ja Volksmusik. Eigentlich eine tolle Sache. Allerdings: wenn ich Bock auf Volk, auf Musik, auf Fest hätte, könnte ich ja auch hier irgendwo auf die Rolle gehen. Ich habe aber keinen Bock.
Was gibt es denn noch? Hhmm, im Zweiten läuft Stubbe, eine Krimiserie. Die Folge heißt „Von Fall zu Fall“. Stubbe wird gespielt vom Schauspieler Wolfgang Stumph. Die Fernsehzeitung zeigt ein Foto, auf dem er im Schwimmbad mit Bademeisterin Sandra, die übrigens von Mignon Remé gespielt wird, neckische Spielchen treibt. Nicht schlecht.
Aber ich will erst einmal sehen, was sonst noch so läuft. Auf RTL sucht Deutschland den Superstar. Das gucke ich schon einmal nicht, prinzipiell nicht. Das ist doch menschenverachtend, wie dieser Bohlen da unsere jungen Talente vorführt. Nicht mit mir!
Auf Sat.1 läuft Crocodile Dundee 2. Käme natürlich auch in Frage. Ich merke mir: Stumph oder Hogan. Auf Pro 7 heißt es „Schlag den Raab“. Eigentlich gern, aber … Auf Vox läuft „The Kid – Image ist alles“. Wow! Mit Bruce Willis, nicht schlecht. Damit sind Stumph und Hogan aus dem Rennen.
Auf Kabel 1 wird eine amerikanische Krimiserie gebracht. Okay, aber die Folge dauert nur eine dreiviertel Stunde. Das ist normal, aber für mich heute zu kurz. Denn ich habe ja Bock auf Fernsehen. Ich will einen schönen Film sehen, und zwar in Spielfilmlänge.

Also Bruce Willis? Denn irgendwie war es das ja jetzt wohl. Ach so, umblättern, die Dritten Programme gibt es ja auch noch. Aber ob da etwas Gescheites läuft? Bei uns kommt ein Liebesmelodram, in Hessen ein Liebesdrama – nee! Im Norden läuft eine Reportage, im Osten ein Thriller. Aber hier! Sieh mal einer an …
Bayern 3 zeigt die Komödie „Wer früher stirbt, ist länger tot“. Die war 2006 ein richtiger Kinohit. Die werde ich mir heute Abend ansehen. Obwohl: was habe ich mich über diesen Film schon geärgert. Kaputtgeärgert.
Die philosophische Einsicht „Wer früher stirbt, ist länger tot“ stammt nämlich von mir. Jawohl, dafür habe ich Zeugen. Ich hatte mich doch eine ganze Weile recht intensiv mit der Philosophie der Zeit befasst; da kommt man zu solchen Erkenntnissen.
„Wer früher stirbt, ist länger tot“; keinen Cent habe ich gesehen. Und die Bayern machen sich die Taschen voll. Eigentlich habe ich schon wieder keinen Bock mehr.

Wenn man so auf gar nichts Bock hat, nicht einmal auf Fernsehen. Ich meine: „Wer früher stirbt, ist länger tot“. Das kann auf die Dauer natürlich auch etwas langweilig werden.

Werner Jurga, 16.01.2010

 

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