Wahljahr! Super!

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Super! Es ist Wahljahr.

Okay, es ist noch etwas hin bis zur Wahl. Aber man spürt es schon. Denn: „Für alle mit Geschmack und Verstand ausgestatteten Menschen sind Wahljahre eine Zumutung.“ Befindet jedenfalls Cora Stephan. Es ist der erste Satz ihres flehenden Appells an die Politiker „Hört auf, uns für dumm zu verkaufen!“ (Cicero 4/09). Darin schreibt sie z.B. auch: „Es fällt auf, dass nur noch die FDP auf das Wörtchen verzichtet; alle anderen versprechen ,Gerechtigkeit´.“ Denn so ungerecht gehe es hierzulande nun auch wieder nicht zu, meint die prominente Publizistin.
Da habe ich dann auch mal darauf geachtet. Nein, nicht ob es hierzulande gerecht zugeht oder nicht; das ist ja sowieso Geschmackssache. Sondern, ob auch wirklich Gerechtigkeit versprochen wird. Jetzt mal abgesehen von der FDP, die ja immerhin schon Steuersenkungen verspricht, was ja auch irgendwie gerecht ist. Glaube ich jedenfalls.
Mal sehen. Ich habe mir am Sonntag Abend im ZDF „Berlin direkt“ angesehen. Da wurden mir leider nur zwei Parteien vorgestellt, was irgendwie ungerecht ist, aber wegen der Kürze der Sendezeit auch nicht zu ändern. Als erstes präsentierte uns der Moderator, nämlich Peter Hahne, den FDP-Vorsitzenden, nämlich Guido Westerwelle.
Der hat den aber ganz schön hart drangenommen, also der Hahne den Westerwelle.

Krise des Kapitalismus

Die Wirtschaftskrise habe sich zu einer Krise des Kapitalismus entwickelt, hat er dem gleich mal an den Kopf geschmissen. Zack, das hat gesessen! Glaube ich jedenfalls.
Können Sie sich aber auch alles selbst ansehen, müssen Sie aber natürlich nicht. Obwohl: es ist irgendwie schon schön. Westerwelle will nämlich Außenminister werden, hat der Hahne dem Westerwelle auch gleich an den Kopf geschmissen. Der aber ist ganz cool geblieben und sprach ganz locker über seine „wunderbare Vision von Präsident Obama“.

Super! Wahljahr! Aber stimmt: von Gerechtigkeit hat er gar nichts gesagt, der Westerwelle. Also dann mal ein paar Andere. MAZ ab, nach Berlin, auf den Alexanderplatz. Zwanzig oder dreißig, müssen Sie selbst mal sehen, schön im Kreis aufgestellt, alle fassen sich an den Händen – klar: der Gitarrenspieler natürlich nicht -, und singen:

„Hartz IV muss weg! Gerechtigkeit!“

Ja, das war ein Knaller! So geht´s doch auch. Es könnte alles so schön sein, sorry: so schön gerecht sein, wenn bloß dieses Hartz IV nicht wäre. Das ist nämlich voll ungerecht. Schließlich:

„Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“

Hat das nicht schon der olle Marx gesagt? Auf jeden Fall der Müntefering. Der hat es kurioserweise gesagt, als er Hartz IV eingeführt hat. Das verstehe, wer will. Jedenfalls stand das genau so in der Verfassung der Sowjetunion. Und der Bebel hat es gesagt. Und die Bibel. Moment, die gilt ja noch, also jedenfalls das Neue Testament. Und dasteht, im 2. Brief des Paulus an die Thessalonicher: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Sicher, das ist gerecht. „Keine Leistung ohne Gegenleistung“ (Blüm).
Andererseits: irgend wovon müssen diese Leute ja leben. Eigentlich möchte man da sagen: tja, Pech! Vorher überlegen! Aber es ist Wahljahr. Okay, es ist noch etwas hin bis zur Wahl. Aber man spürt es schon. Und diese Leute dürfen auch wählen. Und die wählen nicht die FDP. Glaube ich jedenfalls. Also die Gerechtigkeit.
Da würde ich mal sagen: Hartz IV muss weg! Die Finanzkrise muss weg! Der Kapitalismus muss weg!

Es ist Wahljahr. Super! Welche Wahl eigentlich?

Werner Jurga, 07.04.2008                                                    wird fortgesetzt

 

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