Knallharte Burschen

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Oder gestern: das Fußball-Länderspiel Österreich gegen Deutschland. Ein Hammer-Spiel; hat richtig Lust auf mehr gemacht. Da freut man sich schon auf Donnerstag; da geht es gegen Portugal.

Ob aber die Portugiesen auch so einen Hammer haben wie die Österreicher? Einmal hatte ein österreicherischer Abwehrspieler einen Deutschen im vollen Lauf volles Karacho niedergestreckt. Ein wirklich übles Foul – gab auch Gelb. Den Namen des Täters habe ich vergessen, obgleich ihn den Reporter wiederholt genannt hatte. Aber den Kommentar habe ich noch im Kopf: „ein knallharter Bursche ist das; Metal- und Hard-Rock-Fan; der geht richtig hart zur Sache.“
Dass so Leute überhaupt Fußball spielen dürfen! Gucken Sie sich doch einfach nur mal an, wie die schon aussehen! Dieser alpine Holzhacker war auch so ein Langhaariger. Wobei: gegen lange Haare habe ich ja nichts! Wenn sie gepflegt sind!
Da bin ich ganz vorurteilsfrei. Man muss ja auch sehen, dass unter den ganzen jugendlichen Gewalttätern zum Beispiel auch Glatzköpfe dabei sind. Ja, nichts da: Rechtsradikale. Ich meine jetzt diese Schwermetaller, diese Radaubrüder. Gucken Sie sich doch mal an, wie die schon aussehen!

WACKEN

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NYNE, Foto: wacken.com

Möchten Sie so welchen etwa nachts im Park begegnen? Diesen Kameraden hier zum Beispiel. Die Bande nennt sich „Nyne“. Musiker – pah – ich meine, haben Sie sich so etwas schon mal angehört?! Ja, nicht unbedingt die hier, überhaupt so Krawallmacher. Einmal im Jahr treffen sich all diese Typen, und zwar aus ganz Europa, in Wacken, einem kleinen, unschuldigen Örtchen von nicht einmal 2000 Einwohnern. Jetzt stellen Sie sich das mal vor: mehr als 70 Tausend dieser Leder-Typen fallen im Sommer ein ganzes Wochenende lang mit ihren Motorrädern und Bierkästen über die wenigen wackeren Wackener her – darunter Frauen, Kinder und Greise. Furchtbar!

Das nennen die dann „Wacken Open Air“ (W:O:A).
Und diese Typen hier oben sind die Gewinner des W:O:A Metal-Battle, also: Wackener Freiluft Metall-Schlacht. Furchtbar! Und so zynisch reden die Schwermetaller selbst auf ihrer Webseite darüber:
Die Gewinner nennen sich NYNE und werden am großen Finale auf dem W:O:A 2008 für Griechenland in die Schlacht ziehen.

Klar, wie so eine Schlacht ausgeht: die armen Wackener rücken alles raus, was sie besitzen, lassen diese Leute bei sich schlafen, machen Kaffee und Frühstück und alles und tun ganz freundlich. Ja, was sollen sie auch sonst machen, die wackeren Wackener?! Bei so knallharten Burschen.
Der Polizeibericht spricht eine klare Sprache:
„Die Zahlen des Rettungs- und Sanitätsdienstes: Hilfeleistungen des Sanitätsdienstes: ca. 2.500; Transporte in Krankenhäuser: ca. 200 ... zur Anzeige gebrachte Straftaten wie Sachbeschädigung, einfacher Diebstahl und leichte Körperverletzung ... Haschisch, Marihuana sowie Kokain sichergestellt ...“
Und so etwas passiert Jahr für Jahr mitten in Deutschland; okay: nicht ganz genau in der Mitte, aber immerhin ... Wenn so Typen dann auch noch Fußball spielen, in der Abwehr, so als Vorstopper (kein Mensch, kein Tier, die Nummer Vier), dann ist ja klar ...

Altersteilzeit

Logisch, dass so ein Dasein als Schwermetaller unglaublich auf die Knochen geht. Deswegen fordert jetzt deren Gewerkschaft – das ist die IG Metall -, dass auch weiterhin ab 57 mal halblang gemacht werden muss. Dafür streiken die auch, die knallharten Burschen. Um das zu finanzieren, jobben jetzt einige Heavy-Metaller aus der Region um Wacken in der TV-Werbung für die LBS. „Hömma Alder, machsse außer die Kids nix für die Aldersvoorsorge?“ – „Wieso, ein Haus reicht doch!“
Sehr schön auch: „Hömma Alder, Du hass da ne Falte inne Maakiese, wie sieht datt denn aus?!“ Ja, die Schwermetaller. Eigentlich: harte Schale, weicher Kern.

Ich persönlich stehe ja nicht so sehr auf Heavy Metal; ich höre Hard Rock – nennt man so, but it´s just Rock´n´Roll. Die Übergänge sind fließend? – Na, sagen Sie das mal nicht. Als David Coverdale so vor fünfzehn Jahren gefragt wurde, was er denn von Heavy Metal halte, antwortete Mr. Whitesnake, es gebe Platz genug für alle, „even for Boy George“. Das ist nun wirklich böse. Sein neues Album heißt: „Good To Be Bad”. Mehr muss ich wohl nicht sagen! Aber es ist fantastisch.
Es ist, wie Sie sich bei Coverdale´s Outfit schon denken können, nicht allzu hart gespielt – einfach guter Rock. Sehr guter Rock. Und bis auf die Knochen böse – „bad to the bone“. Das Coverdale-Foto stammt übrigens aus einem Whitesnake-Konzert in diesem Jahr. Rockstar ist bestimmt noch ein härterer Job als der als Schwermetaller. David Coverdale ist 57; anstatt an Altersteilzeit oder Rente zu denken, macht der einfach Anti-Aging.

Werner Jurga, 17.06.2008

 

Interview mit David Coverdale
derwesten.de, 16.06.2008

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CD-Cover

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David Coverdale
Foto: whitesnake.com

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