Karl Janssen

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

BALLERMÄNNER IN CHINATOWN

alte Lyrik:

NACHRUF AUF KARL

„Der Karl war nicht dumm,
sagt Dein Lehrer von Dir:
Dein Vater sagt, Du warst froh
nach ein paar Maß Bier.

Und Du hast auch erzählt
Deinem Freund in der Stadt:
wenn´s hier nicht klappt,
dann hau ich ab! ...

Kannst Du was für die Schule
und für die Schulraumnot,
für ausgefall´ne Stunden
und für Deinen Tod?“


(Textpassage aus „Nachruf auf Karl“ –
Floh de Cologne auf dem Album „TILT“ 1975)
 

Werner Jurga, am 20.10.2007


Sehr geehrter Herr Beigeordneter,
lieber Karl Janssen,

gewiss wird Ihnen nicht entgangen sein, dass mir auch menschlich ihr persönliches Schicksal keine Ruhe gelassen hat.

Sie werden in der WAZ gelesen haben, wie ich in der gegenwärtig recht misslichen Situation um Verständnis für Sie geworben habe. Für Sie selbst kamen meine aufbauenden Worte wohl noch etwas zu früh. Sie gehen in eine Pressekonferenz, auf der man Ihnen, Karl – sage ich jetzt mal, so unter uns -, was an die Jacke kleben will, und beschreiben Ihre Gemütslage als traurig.
 

ein paar Tipps für

KARL

Janssen

Karl Janssen
Foto: Stadt Duisburg

Okay, Sie sind zur Zeit schlecht drauf, das verstehe ich ja. Aber jetzt lassen Sie sich mal nicht so hängen! Mensch Karl, Sie sind doch ein Kerl, Sie haben doch Mumm. Sie können doch kämpfen, weil – wie ich bereits gestern an dieser Stelle schrieb - wir nicht in China, sondern in einem Rechtsstaat leben. Klar, die Hektik jetzt, nicht dazu gekommen, bei jurga.de reinzuschauen. Schwamm drüber: wir wissen doch beide, dass Sie enorm was drauf haben.
Jeder Termin ist doch „optional“. Man kann halt hingehen oder eben nicht. Sie sind ein freier Mann in der freien Welt, sogar in China. Das schüchtert so einen wie Sie nicht ein. Dafür gebührte Ihnen mein Respekt. Die kleinen Fidschies kriegen eine Kugel ins Genick gejagt, weil sie ein Fahrrad geklaut haben und auf dem Weltmarkt gerade gute Nachfrage nach Nierchen ist.
Und Sie, Karl, wissen natürlich, dass die ganzen Nobelhütten in Wuhan voll von chinesischen Geheimdienst - Jungs und Mädels stecken, und sagen sich: mir doch piep egal, ich bin Karl! Ich brauche jetzt mal eine andere Art von Fiedelei und schörgeln mit der Tussi aus dem Konzertsaal ab Richtung Lokus. Echt Karl, der  Hammer! Respekt, Mann! Ich könnte mich krümmeln bei dem Gedanken, was die für Schlitzaugen gemacht haben, diese kleinen Spitzel von der Volksbefreiungsarmee!

Kopf hoch, Karl, die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Ich weiß, wie schwer es fällt, sich von seinen Träumen zu trennen. Aber Sie müssen jetzt was tun.
Die Idee war ja klasse – war es eigentlich Sauerlands oder Ihre? – die mit dem neuen Amtsleiter.
Diese Sozis Marke Schlaumeier kriegen da so einen jungen Wadenbeißer, bewährt im Junge–Union-Frontkampf – vor die Nase gesetzt und Sie können sich voll auf das wirklich Wichtige konzentrieren: den Deutschen Städtetag. Denn dieser schwarze Überzeugungsschnösel kann es ja mit den roten Opas nur aufnehmen, wenn er sich in all dem Mist, mit denen Sie sich, Karl, unnötigerweise rumschlagen sollten, so richtig fit macht.
Tut mir leid, dass daraus jetzt nichts mehr wird. Gehen wir mal davon aus, der Adolf sagt: „Gras drüber wachsen lassen und alles locker durchziehen!“ Ja, dann bleibt Ihnen „nur“ der Kampf um Duisburg; und die Sache war ja eigentlich schon in trockenen Tüchern. „Deutscher Städtetag“, Sie die ganz große Nummer, Karl, immer auch mal Fernsehen und so – tja, noch mal: tut mir Leid, können Sie aber vergessen. Ich sage nur „Spiegel“ oder „Focus“ oder so: die würden in ein paar Jahren noch von Ihnen wissen wollen, welchen Alternativtermin Sie denn da letzte Woche morgens um neun wahrgenommen haben. Und selbst wenn die Doris dicht hält, auch wenn die Bildzeitungs-Baggage mit bündelweise Scheinen ankommt: vergessen Sie es!

Verglichen mit diesem Überwachungsstaat hier war ja China direkt so ein Stück freie Welt. Und wenn Sie jetzt nicht richtig reinklotzen, mein Lieber, dann hängen Sie noch Jahre und Jahrezehnte in diesem ömmeligen Dezernat herum – keine gescheiten briefings, womöglich auch noch die Aktenordner selber lesen. In China sollen ja auch  manche aus den Arbeitslagern wieder rausgekommen sein. Verdammter Mist, da haben Sie sich wirklich einen ganz schönen Schlamassel eingebrockt.
Ich sag´ ja immer: die Liebe und der Suff -  die reiben einen uff!

Lieber Herr Janssen,
toi, toi, toi,

herzlichst
Ihr

Werner Jurga
 

 

17.10.2007 Eile war geboten! Eine Rufmord-Kampagne schien sich bereits seit Tagen anzubahnen. Kennt man ja: kaum willst Du mal was werden, schmeißt die Meute mit Dreck nach Dir.
Damit der Jugend- und Kulturdezernent, ein Top-Mann, nicht seine Ambitionen auf was Besseres im Deutschen Städtetag vorzeitig begraben muss, musste Gegenfeuer her: vom Krankenbett aus schmiss ich mich

für Karl in die Matsche
ein Leserbrief an WAZ Duisburg:

Der Beigeordnete Karl Janssen leitet das Dezernat für Familie, Bildung, Kultur. Ein flüchtiger Blick ins Internet zeigt, dass er damit die politische Verantwortung für eine Vielzahl von Ämtern, Instituten, Schulen, Beratungsstellen, Kulturhäusern usw. usf. aufgehalst bekommen hat. Doch damit nicht genug: jetzt haben sie den armen Kerl, äh: Karl auch noch bis nach China geschickt, um für unsere Stadt alles herauszuholen. Und das nicht einfach mal so, nein: als Delegationsleiter – wieder die ganze Verantwortung, diesmal für unsere Top-Leute aus Verwaltung, Politik, Kultur und so. Gut, da ist etwas schief gelaufen: einige Honoratioren haben mehr auf Kegeltour gemacht, ein bisschen Was getrunken, die langweiligen Termine geschwänzt oder sind halt doch gekommen (hicks), waren es dann aber bei so einem Konzert oder Vortag oder so auch schnell wieder leid, und sind dann flott wieder raus. Ist doch menschlich: Bier treibt ganz schön! Dass unter diesen Umständen Herr Janssen nicht für jede einzelne Äußerung eines jeden Reiseteilnehmers verantwortlich gemacht werden kann, ist unmittelbar einleuchtend. Aber der Beigeordnete hat sich bemüht: immer wenn irgendwo die Lotterei drohte, war er – anstatt bei irgendwelchen Kram abzuhängen – vor Ort zur Stelle. Wie das so ganz genau abgelaufen ist, wird jetzt aber gründlich aufgeklärt. Und wem haben sie die Verantwortung dafür aufgebürdet? - Wieder mal dem armen Karl Janssen! Ja, da würde ich mir auch mal einen trinken.

Werner Jurga, 18.10.2007

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