Gleiches Recht für Alle!

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Heute wurde ich gefragt, was eigentlich mit den Mönchen, die wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer Haftstrafe verurteilt werden, nach Verbüßung ihrer Freiheitsstrafe geschehe. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich diese Fragestellung in der Klarheit, in der ich sie hier formuliert habe, überhaupt verstanden hatte. Ich machte dann zunächst einmal darauf aufmerksam, dass meines Wissens kein pädophiler Mönch in einer Justizvollzugsanstalt einsitzt, und dass mir bislang auch nichts von einschlägigen Strafverfahren bekannt ist. Überhaupt brauchte ich Zeit, um die ganze Dimension dieser Frage zu erfassen, die mir nicht von dieser Welt zu sein schien.

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Die Frage wurde aufgeworfen, weil gegenwärtig der sexuelle Missbrauch von Kindern, insbesondere von Jungen, durch katholische Geistliche in Einrichtungen der katholischen Kirche große Aufmerksamkeit in den deutschen Medien erfährt. Anfangs erschien mir die öffentliche Erregung darüber insofern etwas scheinheilig, da die katholische Kirche, solange ich zurückdenken kann, zumindest als „Zufluchtsstätte“ für pädophile Männer allgemein bekannt ist.

Spätestens seit den Enthüllungen aus den USA, Irland und Österreich konnte kein Mensch mit gesundem Geist mehr annehmen, dass dieser einflussreiche Männerbund ausgerechnet in Deutschland eine Ausnahme darstellen sollte. Der sexuelle Missbrauch von Kindern, insbesondere von Jungen, ist innerhalb dieser Vereinigung nicht etwa ein Ausnahmephänomen irregeleiteter Einzeltäter, sondern fester Bestandteil ihrer Struktureigentümlichkeiten
Gewiss: jeder Pädophilen-Ring, der - unter Berufung auf die Religionsfreiheit – vorgibt, sich um das Seelenheil und die göttliche Erleuchtung ihm anvertrauter Kinder zu kümmern, würde – bei ähnlich massiven Vorwürfen, wie sie jetzt der katholischen Kirche gemacht werden – unverzüglich verboten. Er würde auch real zerschlagen, allein schon durch die Inhaftierung sämtlicher Täter. Seine Vermögenswerte würden eingezogen und in öffentliches Eigentum überführt. 

Aber die katholische Kirche ist nicht irgendein Pädophilen-Ring. Es ist m.E. auch müßig darüber zu debattieren, ob es sich beim Sex mit Kindern um den „eigentlichen“ Vereinszweck handelt oder nicht. Pädophilie gehört wesensmäßig zur katholischen Kirche – wie die Promiskuität zum Eros-Center. Ob nun Zweck oder nicht: es ist einfach so. Und die Zölibat genannte, allen mit Organisationsmacht ausgestatteten Funktionären zwingend verordnete Ehelosigkeit sorgt dafür, dass diese Struktureigentümlichkeit manifestiert bleibt.
Der Zölibat wirkt auf pädophile Männer wie ein Magnet. Man muss sich über diese Ursache-Wirkungs-Beziehung im Klaren sein. Es ist eben nicht so, dass sexuell „normal“ entwickelte Männer – ob nun hetero- oder homosexuell – durch den Zölibat in die Pädophilie getrieben würden. Nicht einmal in Ausnahmefällen, nichts mit Dialektik: die Ursache-Wirkungs-Beziehung funktioniert nur in der einen Richtung.

Ursprünglich wurde der Zölibat verordnet, um, wie es bei Wikipedia heißt, die „Reduzierung der von Priestern verwalteten kirchlichen Pfründen zu verhindern“ – angesichts der „Tatsache, dass sonst Kirchenbesitz an die Kinder der Geistlichen vererbt worden wäre.“ Während der Stellenwert dieses Motivs im Laufe der Jahrhunderte deutlich zurückgegangen ist, tritt jetzt eindeutig die Erpressbarkeit in den Vordergrund. Die örtlichen Funktionäre sind so dem autoritären Zentralismus der internationalen Organisation auf Gedeih und Verderb ergeben.
Pädophilie ist bekanntlich keine Aufnahmebedingung für die Mitgliedschaft im katholischen Klerus. Hinlänglich bekannt sind die Unterhaltsregelungen für Kinder der Priester; sprichwörtlich ist der „Kardinalstod“, dem hin und wieder Geistliche bei ihrer seelsorgerischen Tätigkeit im Bordell zum Opfer fallen. Doch auch diese heterosexuellen Funktionäre leben in schwerer Sünde, sind folglich auf eine hohe Bereitschaft zum Gehorsam gegenüber der Organisation gepolt.
Und sie prägen nicht die Strukturmerkmale dieser Vereinigung. Man schaue in die Gesichter ihrer Repräsentanten, man lausche dem liebevollen, beinahe kindischen Sound ihres Singsangs – und man weiß, wovon ich spreche.

Dennoch lässt sich nicht sagen, dass die ordnungsgemäße Verwaltung pädophilen Sexuallebens der „eigentliche“ Vereinszweck dieses internationalen Netzwerkes sei. Denn wie bei allen hermetisch abgeriegelten, „totalen“ Organisationen lässt sich auch bei der katholischen Kirche ein ganzes Bündel von Arbeitsfeldern ausmachen, die letztlich allesamt dem Ziel dienen, die Macht der Organisation insgesamt, also weltweit, aber deshalb freilich auch in den einzelnen Nationalstaaten zu stärken.
Angestrebt wird stets ein möglichst hohes Maß an Macht im Staat. Der Idealfall – als Vision wie als Rückblick auf bessere Zeiten – wäre ein – „Gottesstaat“, also die vollständige Unterwerfung der jeweiligen nationalen Staatsmacht unter die internationalen Interessen dieses Männerbundes.
Daraus erklärt sich die deutliche Verschärfung des ideologischen Kampfes gegen den sog. „Werterelativismus“, also gegen den Westen und seine liberal-kapitalistische Ordnung, nach dem Ende des Kalten Kriegs. Die streng antikommunistische Orientierung der katholischen Kirche - seither etwas in den Hintergrund getreten – erklärt sich gleichsam von selbst. „Ungläubige“ Gegner hatten ein internationales Konkurrenznetzwerk geschaffen.
Bei allen Änderungen auf dem internationalen Schlachtfeld gibt es Konstanten in der Politik des Vatikans: rechte Diktaturen, so weit noch vorhanden, werden nach wie vor unterstützt; weltweit werden alle linken und liberalen Strömungen bekämpft. Innerhalb der Organisation wird das Prinzip „Befehl und Gehorsam“ strikt durchgehalten – internationaler Zentralismus.
Innerhalb der Organisation gibt es keinerlei demokratische Willensbildung, was nach geltendem Recht allein schon Grund genug wäre, diese Vereinigung sofort zu verbieten. Dass eine Organisation, die ihr Firmenlogo religiös ausgerichtet hat, die herrschende Linie im Namen Gottes verkündet, ist nicht weiter überraschend. Dass dem Papst, also dem weltweiten Führer dieses Netzwerks, eine „Unfehlbarkeit“ zugestanden wird, sollte dagegen schon ein wenig verwundern. Tut es aber nicht; man kennt es ja nicht anders.

Alles weitere über dieses internationale Pädophilen-Netzwerk ist Ihnen bestens bekannt; deshalb nur stichwortartig zur Erinnerung:
Frauen sind grundsätzlich nicht als Amtsträger zugelassen. Dasselbe gilt für Schwule, gegen die offen gehetzt wird. Die Frauenfeindlichkeit der katholischen Kirche sprengt allerdings auch schon den allgemein akzeptierten Rahmen. Verhütungsmittel sind Katholikinnen strengstens verboten – auch unter Inkaufnahme von Millionen zusätzlicher Hungertote in der „Dritten Welt“. Die Kampagnen gegen die Abtreibung offenbaren den tief sitzenden Sexismus nicht zuletzt dadurch, dass die Schwangerschaftsabbrüche regelmäßig mit Auschwitz gleichgesetzt werden.
Damit bringt der Vatikan gleichzeitig seinen notorischen Antisemitismus zum Ausdruck, wie er jüngst bspw. auch in der Wiederaufnahme der Holocaust-Leugner in den Schoß der Kirche und in der Wiedereinführung des Betens „für die Juden“ deutlich wurde.

Diese Dreifaltigkeit aus Kindersex, Frauenverachtung und Judenhass macht die katholische Kirche gleichsam zum natürlichen Bündnispartner islamistischer Organisationen und Staaten auf internationalem Parkett. Ob in der UNO (der Vatikan ist ein Staat) oder bei den NGO´s (die Kirche ist eine Nichtregierungsorganisation) – wenn es um Grundsätzliches geht, ist „Rom“ fest an der Seite der Mullahs.

Unabhängig davon, an welchen Gott die älteren pädophilen Herren auch immer glauben mögen, ob Morgenland oder Abendland – stets geht es auch und vor allem um den wirklich wahren Gott. Oder Götzen, den schnöden Mammon. Stets geht es den Klerikalen auch und vor allem um der Profitmaximierung um ihrer selbst Willen.
Und die katholische Kirche ist damit schon seit Jahrhunderten überaus erfolgreich. Allerdings nirgends auf der Welt so erfolgreich wie in Deutschland (und Österreich). Denn nur hier hat man den Staat soweit, dass er die Steuern für die Organisation gleich mit einzieht. Dies wurde seinerzeit in einem Konkordat mit Hitler so vereinbart und seither schön fortgeschrieben.
Und wie man es auch von der Hamas im Gazastreifen oder von der Mafia auf Sizilien kennt: ein dichtes Netz an Wohlfahrtseinrichtungen sichert der mächtigen Organisation ein hohes Maß an Wohlwollen in der Bevölkerung.

Gleichheit vor dem Gesetz? Die Bundesjustizministerin hat es gewagt darauf hinzuweisen, dass dieses Prinzip hierzulande zu gelten habe – in Bezug auf die Kindesmissbrauchspraxis in den heiligen rechtsfreien Räumen. Vor einigen Monaten hatte es die Kanzlerin gar gewagt, den Papst zu kritisieren – wegen der Wiederaufnahme des Holocaust-leugnenden Bischofs.
Schon damit haben sich die Damen den Zorn der aufgescheuchten Konservativen zugezogen. Die Dinge überhaupt anzusprechen, scheint das Äußerste dessen zu sein, was einer Regierung in diesem unserem Lande überhaupt möglich ist.
Gleichheit vor dem Gesetz? – Würde sie tatsächlich gelten, die Regierung müsste diese Organisation verbieten, auflösen, und ihre Vermögenswerte einziehen. Sie müsste mit der katholischen Kirche umgehen wie mit jeder anderen Vereinigung, die systematisch den massenhaften sexuellen Missbrauch von Kindern verwaltet, antisemitische Hetze betreibt, gegen die Gleichberechtigung von Mann und Frau qua Satzung verstößt und in sich selbst durch und durch undemokratisch, nämlich nach dem Führerprinzip, organisiert ist.
Ein einziger dieser Punkte reichte nach geltendem Recht völlig aus, solch eine Vereinigung unverzüglich zu verbieten. Und warum geschieht dies nicht? Weil die Religionsfreiheit auch nur eines einzigen Gläubigen angetastet wäre? – Ach was! Ein Verbot der (deutschen Sektion der) katholischen Kirche ist schlicht und einfach deshalb völlig undenkbar, weil diese Organisation (auch international) viel zu mächtig ist, als dass der Staat sein Recht geltend machen könnte.

Es ist wie bei dem jetzt aktuellen sexuellen Missbrauch an Kindern. Jeder weiß, dass die katholische Kirche systematisch, also massenhaft und dauerhaft, gegen geltendes Recht verstößt. Jeder weiß, dass der Staat im Grunde nicht viel dagegen machen kann. Deshalb bleibt es bei den immer einmal inszenierten Empörungsritualen und den unzähligen Kleruswitzen als Ventile für die Zeiten zwischendurch. Wenn man doch dazu mal ein „Wort zum Sonntag“ hören könnte!
 

Werner Jurga, 06.03.2010

 

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