Endlich Olympia!

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Heute geht es los: schneller, höher, weiter

Kennen Sie den schon:
Wer oder was spricht vor den Fernsehkameras in die Mikrofone und hat einen IQ von 180?
Drei Sportfunktionäre.

Jeder blamiere sich, so gut er kann

Drei Sportfunktionäre geben zu bedenken, dass ja auch in Deutschland die Behörden den Zugang zu einigen Internetseiten sperren. Herr Vesper weiß die Websites von Nazis als Beispiele anzuführen. Herrn Bach kommen da kinderpornographische Darstellungen in den Sinn. Nur mal so als Beispiele. Herr Rogge, der den Journalisten vor einem Vierteljahr noch einen absolut freien Zugang zum Internet angekündigt hat, behauptet nun, so nie davon gesprochen zu haben. Da konnte der arme Kerl ja nun wirklich nicht mit rechnen: diese gerissenen Medientypen haben seine Monate alte Pressekonferenz einfach gespeichert und spielen die jetzt total kaltschnäuzig wieder vor. Aber einem Funktionär ist nicht zu schwär: ganz cool lässt er seine Sprecherin erklären, bei Menschen, die keine englischen Muttersprachler seien, dürfe man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen …

An dieser Stelle möchte ich gerne anführen, dass auch in Deutschland mitunter nötigender Druck auf NGOs ausgeübt wird. NGOs sind Nicht-Regierungs-Organisationen – auch dann, wenn sie von der Regierung bezahlt werden. Und schon in grauer Vorzeit, als eine NGO noch gar nicht NGO hieß, und als das Internet noch gar keine Rolle spielte, ließ die Bundesregierung nicht jeder NGO beileibe nicht alles durchgehen.
Das Motto dieser NGO-Großdemo sollte heißen; nein, nicht „Free Tibet!“ So ähnlich: „Schlesien bleibt unser!“ Doch was dann passierte; na ja, kennen Sie ja: das übliche Gelaber vom Völkerrecht, Unantastbarkeit der Grenzen von wegen Frieden und so. Der Druck des Kohl-Regimes wurde derartig massiv, dass den tapferen Freiheitskämpfern des Bundes der Vertriebenen nichts anders übrig blieb als einzuknicken. „Schlesien bleibt unsere Heimat!“ lautete nunmehr die Parole der NGO-Kundgebung. Alles Paletti; das war keine Niederlage, sondern ein Zugeständnis: das Regime war gezwungen, auch weiterhin das Selbstbestimmungsrecht des schlesischen Volkes zu achten, artig Winke Winke zu machen beim Schlesiertreffen und pünktlich die Millionen zu überweisen.
Die Hauptstadt von Schlesien heißt Breslau. Gezielt und massiv hat das Warschauer Regime dort ethnische Polen angesiedelt. Sogar den Namen haben sie geändert: Wroczlaw. Unser Breslau. Heißt es eigentlich Polnisierungs- oder Polakisierungsstrategie? – Na egal …
In Breslau, von mir aus Wroczlaw wird zur Zeit Alexander Reich-Ranickis Autobiographie „Mein Leben“ verfilmt. Die meisten Szenen spielen im Warschauer Ghetto, werden aber in Breslau gedreht, weil vom Warschauer Ghetto nichts übrig geblieben ist. In Breslau dagegen ist in einigen Straßen noch eine vergleichbare Bausubstanz vorfindbar.

Gegen Fremdherrschaft, für nationale Selbstbestimmung
Menschenrechte in Schlesien, Tibet und überall auf der Welt

Und trotz allen Olympia Tamtams auf allen Kanälen fanden die ARD-Tagesthemen gestern Abend die Zeit, über die Dreharbeiten zu berichten. Karen Mioska interviewte Herrn Reich, der ganz anders wirkte als sonst, und – scheinbar distanziert – von seinen Jahren im Ghetto berichtete, von seiner Gewissheit, dass weder seine Frau noch er dies überleben würden. Mit dem Hinweis, dass diese Sorge ja nicht aus der Luft gegriffen gewesen sei; denn sowohl seine als auch die Familie seiner Frau seien ja aus dem Warschauer Ghetto direkt nach Ausschwitz deportiert und dort allesamt vergast worden.
Nichts von diesem exzentrischen, scharfzüngigen, teilweise erbarmungslosen Literaturkritiker - Reich-Ranicki sprach ganz ruhig, fast schon leise, wie gesagt: scheinbar teilnahmslos. Drei Minuten zuvor waren sehr laute Menschen in den Tagesthemen. Freiheitskämpfer, englische. Volles persönliches Risiko. Eine Lady und ein Gentleman. Skandieren unter Einsatz von Leib und Leben mitten in Peking: „Free Tibet!“ Was hätte da nicht alles passieren können?! In diesem Land, in dem Fahrraddiebe zu Organspendern umerzogen werden. Um Haaresbreite Tod und Folter entkommen landeten die beiden couragierten Briten in London-Heathrow, wo sie - gefeiert from the euphoric crowd – wieder (oder immer noch) „Free Tibet“ brüllten. Das letzte Mal, das ich Engländer derartig ausflippen gesehen habe, ist schon eine Weile her. „Free the Falklands!“ hieß es damals. Junge Muttis mit dem kleinen Kind auf dem Arm, im Hafen kein Tränchen im Auge, riefen ebenso fröhlich wie kämpferisch: “ „Free the Falklands!“
Ich habe keine Ahnung, ob die Thatcher oder der Blair irgendwie an die Witwenrenten drangegangen sind.

„Free Tibet“ – zum Beispiel der Dalai Lama und ich, wir sind da ja nicht so dafür. Niemand kann sagen, wie viel Zigtausend Menschen einem solchen Gemetzel zum Opfer fallen würden. Aber das kann man ganz sicher sagen: verglichen damit wäre damals der Falkland-Krieg mit den paar Hundert toten Soldaten, ohne zivile Opfer eine echt sportliche Veranstaltung. So eine Art Olympia.

Werner Jurga, 08.08.2008

 

 

P.S.:

Meine lieben chinesischen Kommunisten oder wie Ihr heißt!
Wenn ich dahinter kommen sollte, dass Ihr den Internet-Zugang zu jurga.de sperrt, dann könnt Ihr Euch aber warm anziehen! Dann ziehe ich auf „Eurem“ Platz des Himmlischen Friedens aber eine Nummer ab, dass Ihr Euch die englischen Tibet-Befreier aber wieder zurück sehnt. Dann komme ich zusammen mit meinem Freund Karl Janssen. Wisst Ihr Bescheid!
Menschenrechte, Meinungsfreiheit: das nehmt Ihr jetzt gefälligst mal ernst!!!

 

Free Tibet ?
Lieber nicht !

Nr. 56 / 2008

Nochmal Tibet:
Friedlicher Dialog ?

Nr. 60 / 2008

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