Duisburg vor dem Super-Gau

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Man wisse ja nie, ob etwas Spaß oder Ernst sei, hört man mitunter. Wahrscheinlich insbesondere bei mir nicht. Denn ich bekomme diese anscheinend eher kritische als selbstkritische Bemerkung mitunter etwas häufiger zu hören, mitunter so häufig, dass von „mitunter“ keine Rede mehr sein kann.

Das war jetzt Spaß; aber im Ernst: die Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage – Spaß oder Ernst? -, also die Schlüsselfragen beginnen mit den Fragewörtern was, wie, wann, wo, warum – und vor allen Dingen wer.
Was hat er oder sie eigentlich gesagt? Wie hat er oder sie das gesagt? Wann und wo hat sich dieses zugetragen? Und warum oder warum auch nicht. Aber vor allen Dingen: wer war das?

Verdeutlichen wir uns die Angelegenheit an einem Beispiel. Wenn sich Günter Beckstein mit der Bemerkung vernehmen lässt: „Die CSU – toll, toll, toll!“, dann glaubt er da freilich auch nicht im Ernst dran. Dennoch meint er es ernst. Das ist zwar lustig, aber doch keine Satire.

Langner

Dr. Peter Langner
Foto: Stadt Duisburg

Wenn ich den gleichen Ausruf, nämlich „Die CSU – toll, toll, toll!“ zwar nicht zu Papier, aber doch in den Computer gebe, dann ist es genau das: Satire.

Verstanden? Okay, wir versuchen es mal mit einem anderen Beispiel. Da sagt Peter Langner …

… wie bitte?! Den kennen Sie nicht? Den Dr. Langner? – Müssen Sie aber! Der ist nämlich Kämmerer der Stadt Duisburg. Und Doktor. Nein, nicht der Ökonomie, aber egal …

Also: dieser Peter Langner sagte:

US-Finanzkrise trifft uns nicht

Dies stand am 26.09.2008 in der NRZ, ist also noch kein Vierteljahr her. Und auch wenn es so anmutet, als sei es Satire – das meinte er in vollem Ernst, der Dr. Langner. Und weil der Satz „US-Finanzkrise trifft uns nicht“ kein Spaß ist, jedenfalls nicht so gemeint war, wäre es auch zulässig, ihn aus dem Zusammenhang zu reißen. Aber wir wollen fair sein; er (also Langner bzw. dieser Satz) bezieht sich „nur“ auf das Cross-Border-Leasing (CBL) – „Geschäft“ der Stadt Duisburg und auf das „Festgeldkonto“ (tja …) bei den Lehman Brothers.

Wir hoffen nach wie vor, dass in beiden Angelegenheiten nichts anbrennt. Die Banken, die das CBL-Konstrukt versichern, stehen im Gegensatz zur AIG noch. Und wenn wir Glück haben, meldet sich bald der Einlagensicherungsfond in der Lehman-Sache. Mit einem positiven Bescheid; sonst hätten wir es schon mit einem GAU zu tun. Sie wissen: „GAU“ heißt „größter anzunehmender Unfall“. Der Begriff hat allgemeine Popularität erlangt als Kernschmelze in einem Atomkraftwerk.
Ich habe nie so richtig verstanden, was – wenn ein GAU schon das Größte ist – dann eigentlich ein „Super-GAU“ ist. „Super“ hört sich in diesem Zusammenhang super schlimm an.
Inzwischen wird der Begriff „Kernschmelze“ auch in Bezug auf die Finanzmärkte verwendet. Die Kernschmelze, der Super-GAU, der Blick in den Abgrund.

Duisburg vor dem Super-GAU

Hier könnte, so erkläre ich mir das, Super-GAU so viel bedeuten wie das gleichzeitige Zusammentreffen mehrerer einzelnen GAU´s. Wie viele GAU´s müssen aber zusammen kommen, damit von einem Super-Gau gesprochen werden kann?

Gut, bei CBL brennt noch nichts; bei Lehman auch nicht. Aber die faktische Haushaltssperre durch den RP? Ist das schon ein GAU?
Wie dem auch sei: all dies dürfte sich in den nächsten Wochen und Monaten als kleinkariertes Genörgel erweisen. Denn bei der ganzen Diskussion um den städtischen Haushalt ist für meinen Geschmack ein Aspekt zu kurz gekommen (unerwähnt geblieben?), der gemeinhin mit dem Begriff „konjunkturbedingte Mindereinnahmen“ daher kommt. Thyssen-Krupp und Thyssen-Mannesmann, die Autozulieferer und die vielen Logistikbetriebe – die Unternehmen und ihre Beschäftigten – werden 2009 keine oder fast keine Steuern zahlen können.

Mal sehen, was bei dem „Soli West“ herauskommt.
Duisburg steht vor dem Super-GAU.

Werner Jurga, 18.12.2008

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