26.10.2007

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Heute morgen, das war ja ein Ding:
Die Duisburger WAZ enthüllt, dass der Dezernent für Familie, Bildung, Kultur, der Beigeordnete Karl Janssen für das neu konstruierte Amt für Bildung einen „engen Parteifreund“ als Amtsleiter im Auge hat. Dies alles läuft genau so platt und bräsig, wie es die Opposition, die Presse und auch diese Webseite (link: Frankenstein) prognostiziert haben. Addiert man zu dieser dubiosen Angelegenheit Janssens Unbefangenheit in Chinatown (link: Sonderseite) und seine durch permanentes Disengagement geprägte Amtsführung, bleibt nur eine Schlussfolgerung möglich: Es reicht, Janssen!

Familie, Werte und eine christliche Zeitung

Auf der Startseite dieser Homepage stelle ich mich selbst dar als eine Mischung u.a. „aus Frechheit und Paranoia“. Meinen Frechheit habe ich bislang nicht wirklich versucht zu verstecken; bei der Paranoia ziere ich mich allerdings etwas. Sie ist zwar psychologisch vorgebildeten Lesern nicht völlig verborgen geblieben, beispielsweise hier; doch das offene Eingeständnis fällt mir schwer.
Die letzten Nächte werde ich von Albträumen heimgesucht; mehrmals pro Nacht wache ich schweißgebadet auf. „Albträume“ ist falsch; es ist im Grunde immer derselbe Traum: nicht der herrschende Block, sondern Karl Janssen höchstselbst greift mich hinterrücks und heimtückisch an. Und zwar immer genau auf meine empfindlichste Stelle. Ginge er auf mich los, okay – nein: auf meine empfindlichste Stelle. Da kriegt ein Mann Angst: in Panik wache ich auf.
Das ist doch echt paranoid. Und das weiß man ja: auch der psychologische Laie: so Paranoide können echt gefährlich werden. Erzählen Sie es bitte nicht weiter, liebe Leser! Nicht, dass ich noch Ärger kriege. Höchstens der gefährdeten Person, dass der ein bisschen auf mich aufpasst, oder auf sich aufpasst oder so.

ABSATZ

Aber diese Woche steht nicht im Zeichen von Ballermann, sondern im Zeichen der Familie – in den Medien, aber auch in meinen netten Tagebucheintragungen hier. Gestern ging es z.B. darum, dass mein Frauenbild, also auch mein Männerbild nicht ganz so modern ist. Diesen Charakterzug teile ich auch mit anderen Chauvis, die sonst immer so progressiv tun, Broder z.B., oder auch Udo Lindenberg.

Alte Lyrik

„Hör´ ´mal, Mann
mach´ meinen Engel nicht an!
Sonst kriegst Du
dermaßen was vor die Schnauze!“

(Textzitat aus „Cowboy Rocker“ - Udo Lindenberg auf dem Album „Ballhaus Pompös“, 1972)

 

So ein echter Mann, also wie ich z.B., hat eben auch der Frau von heute noch etwas zu bieten, z.B. Schutz vor der feindlichen Außenwelt. Ja, ich bin da von gestern, I´m a yesterday man. Ich sehe ein Vorbild z.B. in dem blonden arischen Herrn von 1938, mit dem die WAZ gestern (25.10.2007) den Benz-Artikel (link) illustriert hat. Ich würde Ihnen gern dieses Familienbild zeigen, darf ich aber noch nicht (bemühe mich z.Zt. um das Recht).

es könnte doch alles so schön sein ...

Neues Volk 1938: ist doch schön, deutsche Familie am Strand. Ich genieße den weiten Blick am Meer (habe natürlich alles im Auge, Schutzfunktion). Sie lehnt sich an mich an, und das arische Kleinkind döst an der deutschen Mutter Brust. Bischof Mixa (der mehr so theoretisch), Eva Hermann und ich finden das schön. Und 25 % der Deutschen auch. Wir seien dumm, wird dann gesagt, günstigenfalls – meistens aber: wir seien Faschisten.
Herrgott noch mal, wie oft habe ich es schon gesagt. Ich war nicht für den Hitler. Der hat das ein oder andere echt etwas übertrieben. Aber deshalb muss ja noch lange nicht alles schlecht gewesen sein. Wir sind uns doch alle einig: das war eine düstere Zeit. Aber es war eben nicht alles schlecht. Und was man eben gut, was halt nicht so gut, das ist eben auch Geschmacksache. Meinungsvielfalt. Sagte neulich ein Grüner: „War ja nicht alles schlecht, was der Führer gemacht hat; nur eben die Autobahnen, die hätte er nicht bauen sollen!“ Die meisten haben sich über die Millionen und Abermillionen Arbeitsplätze gefreut. Ich sage es ja: hier ´ne Meinung, da ´ne Meinung. Na, und die Grünen, die übrigens auch in vielem Recht haben, die sind eben immer schon gegen Arbeitsplätze gewesen – von wegen Umwelt und so. Haben sie ja manchmal auch mit Recht, z.B. wenn man ganz in der Nähe wohnt von so einer Sache, einen Arbeitsplatz dort aber gerade nicht bracht. Mich stört sowieso dieses ganze Parteienhickhack, sollen sich mal alle vernünftig zusammen setzen. Wir sind doch alle Deutsche. Und wenn das mit diesem ganzen Gezänk nicht aufhört, dann muss eben mal ein starker Mann auf den Tisch hauen.
Wie auch in jeder anständigen Familie. Dann würde das mal aufhören mit der Verwahrlosung. Ist ja jetzt überall das Thema. Wir brauchen wieder Werte! Die WAZ hatte das gestern (s.o.) sogar als Schwerpunktthema.

... mit einer christlichen Zeitung

Und die Rheinische Post (RP) berichtet heute sogar über unser SPD-Parteiforum am Mittwoch. Julian Weimer war zugegen und überschreibt seinen Artikel mit „Hoffnungsträger Kindergarten“. Ja, so war das alles, bis auf zwei Kleinigkeiten – aber ich bin nun einmal kleinlich, und die RP ist eine christliche Zeitung, alttestamentarisches Gebot: kein falsch´ Zeungnis ablegen und so.
Erstens: die fett gedruckte Einleitung: „Die Duisburger SPD rechnet mit einer Kindergartenpflicht in den nächsten Jahren.“
Ich hatte den Eindruck, dass die Mehrheit der Teilnehmer nicht damit rechnet. Dr. Hartmut Pietsch (SPD-Fraktion) und Thomas Krützberg (Jugendamt) hielten ausdrücklich eine Pflicht für auf absehbare Zeit eher unwahrscheinlich. „Jugendamtsleiter Thomas Krützberg sieht darin eine große Chance, soziale Probleme abzubauen.“ Sähe er darin, muss es folglich heißen; allerdings nur, wenn damit die Beitragsfreiheit im Kindergarten einher ginge. „Für mich ist die Beitragsfreiheit Voraussetzung für eine etwaige Kindergartenpflicht“, erklärte er klipp und klar. Schwamm drüber.
Zweitens: Julian Weimer hat nur eine Handvoll SPD-Mitglieder gezählt. Was soll das denn jetzt: abgesehen davon, dass mindestens vier Hände voller SPD-Mitglieder da waren. Das war zwar eine öffentliche, weil wir keine Geheimnisse haben, Veranstaltung, aber es geht uns das nicht um Masse. Eher schon um Klasse, Dieses Forum, wie auch die anderen Foren der SPD Duisburg, ist ein Experten-Forum zur programmatischen Entwicklung der Duisburger SPD. Und in Sachen Kindergärten ist auch eine Erzieherin eine echte Expertin, wie Sie festgestellt haben dürften, lieber Julian Weimer.
Sagen Sie mal, wie hat die RP eigentlich von dem Termin erfahren? Ich  meine, schön, dass Sie gekommen sind. Aber woher wussten Sie davon. Für ein Programmforum wird die Presse ja i.d.R. nicht eingeladen. Und wenn, dann käme sie nicht. Es geht ja, wie gesagt, nicht um Masse. Woher wusste die RP das? - Doch nicht etwa von meiner Webseite?
Sagt mal, liebe RP-Leute, Ihr wusstet doch, dass es sich um ein Programm-Forum handelt. Habt Ihr ernsthaft damit gerechnet, dass Krützberg und Jurga die Sitzung zu einer Sparring-Arena umfunktionieren? Glaube ich nicht, andererseits: wenn doch, ich lache mich frack! Liebe RP, bitte mal notieren: ich habe zwar zugegebenermaßen schlechte Manieren (sonst könnte ich keine Satire-Homepage machen); aber ich bin in der Lage zu unterscheiden zwischen Quillequatsch und Schabernack einerseits und notwendiger politischer Sacharbeit. Und was Thomas Krützberg betrifft: meint Ihr allen Ernstes, der hat ein Problem damit, wenn ich so meine Witzchen mache. Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, dass ein Jugendamtsleiter tagtäglich den Kopf hinhalten muss für Entscheidungen, bei denen es nun in der Tat um Etwas geht. Habt Ihr das nicht mehr im Kopf, was mit einem Jugendamtsleiter passiert, wenn das Amt zu spät einschreitet – und ein Kind an den Folgen von Misshandlungen oder Vernachlässigungen gestorben ist. Oder wenn er vermeintlich zu früh interveniert, und dann RTL und Bildzeitung gegen diesen kinderwegnehmenden Polizeistaat zu Felde ziehen. Und ist eins von beidem schon einmal dem Thomas passiert?

Vor allem aber, liebe Rheinische Post: Thomas Krützberg hat Stil. Auch ich weiß mich mitunter zu benehmen. Hallo, Notieren habe ich gesagt: die Ballermänner, das sind die Anderen.

Werner Jurga, 26.10.2006
 

 

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