Zurück aus Israel

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Zurück aus dem Nahen Osten, wieder tief in den Westen.
Gut eine Woche waren meine Frau und ich in Israel. Wir haben dort einen „alten“ Schulkameraden von mir besucht.
Es gäbe viel zu erzählen; aber wer weiß, ob Sie das alles interessiert. Außerdem: ich bin jetzt zwar schon ein paar Tage wieder da, kann aber nicht sagen, dass ich die Vielzahl meiner Eindrücke schon alle verarbeitet habe. Doch melden wollte ich mich schon bei Ihnen.

Zurück aus Israel

Beginne ich mit dem Politischen oder – wie man leider sagen muss: dem Militärischen. Mir ist bei der Durchsicht der deutschen Zeitungen, die sich während der letzten Woche bei mir daheim gestapelt haben, aufgefallen, dass der Ernst der gegenwärtigen Lage den Lesern nicht recht vermittelt wird. Ja, die dpa-Meldungen werden alle gebracht. Sie haben erfahren, dass der Beschuss Israels mit Kassam - Raketen andauert, und dass die Israelis versuchen, dies militärisch zu unterbinden. Sie haben gelesen, dass es dabei mehr als Hundert Tote im nördlichen Gazastreifen gegeben hat – unter ihnen viele Unschuldige. Und von dem Terroranschlag in der Jerusalemer Religionsschule haben Sie gewiss auch gehört.
Ich gebe zu: schnappt man derlei in Deutschland als Medienhäppchen auf, nimmt man dies kaum zur Kenntnis, sagt sich allenfalls – etwas resigniert: „Ja, so ist das da halt!“ Wie nach einem Bombenanschlag in Bagdad mit fünfzig Toten. Kann man nichts machen. Die ganze Ecke da, irgendwie vertrackt.
Ich gebe weiter zu: wenn man – wie ich – soeben aus Israel kommt, könnte man befangen sein, könnte man die dortigen Probleme übergewichten. Wissen Sie, ich war dort eine Woche in Be´er Sheva, einige Kilometer südlich liegt ein israelischer Luftwaffenstützpunkt. Und so hörte ich im Grunde ständig Hubschrauber starten und landen. „Aggressionsstaat Israel“ sagt Oskar Lafontaine. Gewiss, die Helikopter, besser: junge Israelis haben Angriffe auf den Gazastreifen geflogen, haben versucht, verwundete Kameraden aus dem Kampfgebiet zu holen.
Die Situation hat sich dadurch verschärft, dass die Hamas jetzt nicht „nur“ Sderot, sondern auch Ashkelon mit Raketen angreift. Ashkelon ist eine Großstadt, und bei den Raketen handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Kassam. Das deutsche Außenministerium warnt schon seit einiger Zeit:
„Die Lage in der Nähe des Gaza-Streifens ist derzeit besonders angespannt. Es kommt zu regelmäßigem Beschuss israelischer Städte in der Grenzregion durch Qassamraketen, der in letzter Zeit noch einmal deutlich zugenommen hat. Neben der grenznahen Stadt Sderot ist davon zunehmend die ca. 12 km vom Gaza-Streifen entfernte israelische Stadt Ashkelon betroffen. Israel verstärkt seine militärischen Operationen im Gaza-Streifen.“
„Freenet“ bringt eine dpa-Meldung - in der Überschrift die palästinensischen Toten. Darin findet sich aber auch, über den 1. März:
Insgesamt wurden am Samstag nach Armeeangaben über 40 palästinensische Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert. Dabei wurden sechs Israelis verletzt, darunter zwei Kinder. Am Mittwoch starb ein 47-jähriger Israeli, nachdem eine palästinensische Rakete in seiner Nähe einschlug.

Auch wenn mitunter der Eindruck entstehen könnte: die Kassam ist kein Spielzeug.
Halten Sie mich für befangen oder nicht: kein Staat dieser Welt kann hinnehmen, dass eine seiner Großstädte mit Raketen beschossen wird. Die Hamas wird das Abfeuern nicht einstellen. Es besteht durchaus die Gefahr einer „Dritten Intifada“ oder gar von Schlimmerem. Mit dieser dramatisch klingenden Rückmeldung lehne ich mich allerdings nicht allzu weit aus dem Fenster. In Israel habe ich nämlich im Fernsehen die Nachrichten bei BBC World verfolgt; dort sieht man die Lage genauso. Und BBC World ist alles Andere als Israel-freundlich. Der Sender BBC World – wie der Name schon sagt – sendet freilich nicht speziell für den Nahen Osten, sondern für die ganze Welt. An erster Stelle und in aller Ausführlichkeit wurde über die gefährliche Situation in der Gegend berichtet, wo ich letzte Woche gewesen bin.

 Feiern in Duisburg

Gestern Abend war ich dann im Duisburger Rathaus, im Ratssaal. Feiern. Und zwar den 60. Geburtstag des Staates Israel. Doch dazu und zu meinen Reiseeindrücken ein anderes Mal mehr – vielleicht. Ich muss mich jetzt erst einmal wieder richtig  einleben, den Kopf frei bekommen für die wirklich wichtigen Dinge: Lewe oder Janssen, Jäger oder Brandt, Beck oder weg ...

Werner Jurga, 10.03.2008

 

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