Es wurmt mich ja schon; aber so richtig was dran machen kann ich nicht: ich bin von gestern. Schon die Sprache verrät mich; manchmal kapiere ich gar nicht, was unsere lieben Kids (wenigstens das Wort habe ich jetzt drin) mit bestimmten Begriffen meinen. Oder kennen Sie „abchillen“? Um den Sound der Zeit zu checken (geht doch, na ja), ist es natürlich sehr aufschlussreich, mit welchen Schimpfwörtern sich die lieben Kleinen belegen. Gestern hat „Die Welt“ von einer noch unveröffentlichten Studie der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, die dem Bildungsmagazin "Focus-Schule" in Auszügen vorliegt, berichtet. Überschrift:
"Jude" beliebtes Schimpfwort unter Schülern
Gottfried Kößler vom Frankfurter Fritz Bauer Institut, dem deutschen Zentrum für Holocaust-Forschung, berichtete "Focus-Schule", das Wort "Jude" sei "in Ost und West wieder ein beliebtes Schimpfwort unter den Kids – genauso wie 'Opfer'." „Schwule“ nicht zu vergessen.
Geschichtslehrer werden oft sogar als "Israelfreunde" beschimpft. Wie kommt denn so was? - Laut der Bayerischen Landeszentrale führt der wachsende Anteil muslimischer Schüler in England, Frankreich und den Niederlanden dazu, dass sich Lehrer scheuten, die Zeit des Nationalsozialismus zu unterrichten. Sie würden dann als "Israelfreunde" bedroht oder beschimpft. Dass in diesem Zusammenhang einige (!) muslimische Schüler eine unheilvolle Rolle spielen, lässt sich nicht abstreiten. Letztes Jahr hatte sich in Berlin zugetragen, was wir nur aus Filmen über die Nazizeit kennen: eine Gruppe männlicher jugendlicher Rabauken spricht eine Gruppe 10 bis 12jähriger Mädchen an: „Wer ist denn hier das Judenmädchen?“ Dieses hatte es dann Gott sei Dank geschafft, wegzurennen und einen geöffneten Hauseingang zu finden und zu schließen. Auch wenn diese Halbstarken meinten, im Namen des Islam zu handeln – ich werde einen Teufel tun, und Kochs Hetzwahlkampf gegen gewalttätige ausländische Jugendliche füttern.
Denn auch im Seelenleben unserer blonden blauäugigen Kleinen scheint irgendetwas nicht zu stimmen, wie eine Lehrerin berichtete: "Da standen wir im KZ vor den Öfen des Krematoriums und die Jugendlichen fragten, über welche Leitungen das Gas wieder ausgeleitet wurde.“ Immerhin: ein ingenieurwissenschaftliches Interesse ist gegeben. Auch wichtig.
Werner Jurga, 10.01.2008 alle Zitate aus “Die Weltâ€
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