OB in Dortmund

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Die „SPD setzt auf New Dortmund“ titelt der „Spiegel“ und tut auch gut daran:
Dortmund ist nicht nur traditionelle SPD-Hochburg, sondern gilt auch als Leuchtturm im kriselnden Ruhrgebiet.
Dortmund ist die Hauptstadt der SPD, inoffiziell versteht sich. Sogar die Herzkammer. Und wo, wenn nicht dort in der Westfalenmetropole, sollte sich Deutschlands älteste Partei offen zeigen für Neues? So wird beispielsweise im besagten „Spiegel“-Artikel berichtet:
Harald Schartau trägt eine weiße Duschhaube, einen hellblauen Bademantel und blaue Überziehschuhe aus Kunststoff. Er sagt nichts, fragt nichts, sondern nickt nur. Vor ihm steht ein Mann mit einer weißen Duschhaube.

Einer von uns in der Hauptstadt

Schartau, Schartau – Moment mal! Der ist doch von uns. Ein Duisburger, ein Rheinhauser, was hat der denn da zu suchen?
Ach so, der Artikel ist vom 09.04.2005. Na egal …
Ich wollte ja nur deutlich machen: so neue innovative Konzepte, also Schritte in die Zukunft, vorwärts und so … so neumodische Sachen, die testet die SPD zuerst einmal in unserer Herzkammer. Das ist insofern clever, weil da ja nichts Schlimmes passieren kann. Experimente ja; aber nur da, wo man so stark ist, dass nichts anbrennt, wenn mal was schief geht. Also am Herzen.

Zum Beispiel: Schartaus Versuch mit einem ganz neuen Outfit ist irgendwie daneben gegangen. Also wurden all diese Plastikklamotten in die Tonne gehauen und dann: Back to the roots! In Dortmund trägt man heute wieder grauen Anzug, weißes Hemd und Schlips. Jeder! Jedenfalls jeder, der nächstes Jahr Oberbürgermeister der SPD-Hochburg werden möchte. Ja, aber jetzt weiß auch jeder warum!
Schartau ist nämlich kurz nach dem Versuch mit den coolen Plörren abgesägt worden. Aber sagen Sie doch selbst: es war doch den Versuch wert!

Und jetzt startet das nächste Pilotprojekt:

SPD entdeckt die Basisdemokratie in Dortmund

Na, das ist doch mal ein Hammer! Wer auf diese völlig ausgeflippte Idee gekommen ist, wollte Hannelore Kraft allerdings nicht erzählen. „Ich muss doch nicht alles verraten”, beschied Schartaus Nach-Nachfolgerin auf Anfrage.
Denn, klar: „Das ist hier eine außerordentlich wichtige Entscheidung.”

Denn es wurde ja auch wirklich einmal Zeit, dass mal etwas in der SPD passiert. Etwas Neues. Also in Dortmund.

SPD hat nun drei Kandidaten

Für die nächste Kommunalwahl. Das kommt Ihnen ein bisschen wenig vor? –
Ja, nun mal langsam, woll … erstens nur für den Posten des Oberbürgermeisters, und zweitens erst bis jetzt.
Das wird in der WAZ-Papierausgabe etwas deutlicher. Statt „SPD hat nun drei Kandidaten“ heißt der Artikel in der Zeitung: „Zurzeit sind es drei“. Der Text ist im Grunde identisch; allerdings fehlt im Netz diese aufschlussreiche Passage:
Bis zum 6. Oktober können weitere Kandidaten hinzukommen, was in Dortmund nicht gänzlich ausgeschlossen wird. Mancher unkte schon gestern über die Kandidatenvermehrung: „… und täglich werden es mehr.“

Ja, sollen sie mal alle kommen! Wer will, der kann!
Ich habe zwar noch gut eine Woche Zeit, mir die Sache zu überlegen. Aber was soll´s? Was gibt es da schon zu überlegen.

Okay, ich mach´s !

Ich habe ja nichts zu verlieren. Und überhaupt: wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Und ich hasse Niederlagen. Deswegen will ich natürlich, wenn ich schon antreten muss, auch gewinnen. Ich spiele nicht auf Platz, sondern auf Sieg!
Und die Chancen stehen verdammt gut für mich. Der Job ist mir sozusagen auf den Leib geschnitten. Da sind zum einen die Grundvoraussetzungen, die zwar auch die Anderen mitbringen. Aber die gehören nun mal sowieso dazu.

Erstens bin ich bereits in der SPD. Frau Kraft verteilt zwar auf Wunsch auch noch Aufnahmeanträge, die immer noch keine „Eintrittserklärungen“, wie ein Journalist meinte, sind; aber dass ich schon Mitglied bin, ist natürlich ein ganz klarer Startvorteil.
Zweitens bin ich männlichen Geschlechts. Das ist zwar die Hälfte der Leute, die andere Hälfte - schade, dass man das überhaupt sagen muss – jedoch nicht. Und wenn man sich überlegt, wie das mit den Frauen überall so richtig überhand nimmt. Überall – nein, nicht in der Herzkammer.
Drittens gehöre ich – ebenfalls wie meine Mitbewerber – so eben nicht mehr zur werberelevanten Zielgruppe. So knapp über 50, genau das richtige Alter. Ein Mann in den besten Jahren. Der ganze neumodische Schnickschnack – seitdem läuft es mit der SPD nicht mehr so richtig rund. Das wussten auch schon die Steinzeitmenschen: Oberindianer muss ein älterer Herr im vollen Saft sein.
Andererseits, nämlich viertens, und damit sind wir beim Unterschied zwischen dem Dortmunder und dem Neandertaler: man trägt einen grauen Anzug mit einem weißen Hemd und Schlips drüber. Und ich habe all die Plörren. Astrein!

Die genannten vier Qualifikationsmerkmale haben deutlich machen können, warum ich automatisch zum engsten Kreis zähle, jedoch noch nicht erklärt, wieso ich besser bin als die bislang bekannte Konkurrenz.
Punkt Eins: ich komme nicht aus Dortmund. Leute! Die Rede ist von einer Krise, gar von einem „Sanierungsplan“. Da könnt Ihr wirklich niemanden nehmen, der in diesen ganzen Klumpatsch verstrickt ist. Da braucht Ihr eine unverbrauchte Kraft von außen. Der ohne Ansehen der Person … und das könnt Ihr mir glauben: die gucke ich mir alle erst gar nicht an. Zu viel Stress!

Punkt Zwei: es gilt das Wort der Landesvorsitzenden.

„Niemand kandidiert gegen den anderen,
sondern jeder für sich.”

So, und das könnt Ihr mir abnehmen. Ich kandidiere echt nur für mich. Nur für mich. Für keinen Anderen. Für nix und niemanden. Read my Lips (ach, geht jetzt nicht), also: ich gebe Ihnen mein Ehrenwort: Dortmund ist mir echt scheißegal!

Also Leute, okay, ich mach´ es!

Werner Jurga, 26.09.2008

 

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