Köln

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Redaktionskonferenz bei Jurga.de. Wir sind beim Punkt „Köln“, genauer gesagt: bei der Frage, ob und, wenn ja, wie groß wir die Sache „Köln“ auf die Startseite bringen.

DerWesten.de meldet: 5000 Polizisten schützen "Anti-Islamisierungskongress". Klare Kiste: dieser Artikel kommt sowieso nicht auf die Startseite. Im Moment wurden zwar noch keine Kommentare abgegeben. Aber jetzt, lieber Leser, können Sie ja mal gucken. Glauben Sie mir: ich habe wirklich noch keinen Kommentar gesehen. Und, das können Sie mir auch glauben: ich habe den Artikel gelesen; ich werde ihn auch nicht mehr anklicken. Das läuft bei mir unter Psychohygiene.
Ich gebe zu bedenken, dass mir die Überschrift schon nicht so recht gefallen mag. Ich finde, sie hat doch etwas Polizeifeindliches: 5000 Polizisten schützen "Anti-Islamisierungskongress". Müsste ich mal den Kollegen Frank Richter zu befragen. Ehe ich darüber nachdenken kann, werde ich mit der Anmerkung konfrontiert:

Richtig: Gleiches Recht für alle, was für Rechtsradikale gilt,
 muss auch für Linksradikale gelten.

Okay, es gibt so Dinge, da reagiere ich reflexhaft. Modewort hin, Modewort her: hier passt es. Wenn ich so etwas höre, ist bei mir sofort der Ofen aus. Oder besser gesagt: an. Bei mir gibt es so Knöpfchen, die braucht man nur leicht anzutippen, dann kocht bei mir der Ofen wie im Stahlwerk.
Rechtsradikale – Linksradikale. Wenn ich das schon höre! Wo bitteschön haben Linksradikale jemals … ?! Okay, das wirft unweigerlich die Frage auf, ob Pol Pot und seine Roten Khmer Linksradikale waren. Ich spüre, dass ich keine Lust habe, mich auf so einen Scheiß einzulassen. 

Ruhe ist jetzt die erste Bürgerpflicht. Oder Linkenpflicht, falls es so etwas gibt. Abkühlen, Reaktor runterfahren. Worum geht´s? Warum kommen 5000 Polizisten?
Logisch: weil die Autonomen kommen werden. Meinetwegen: die Linksradikalen. Und weil völlig außer Frage steht, dass sie an diesem Wochenende Köln als Bühne nutzen wollen für ihre Revoluzzer-Spiele. Sie werden nicht nur rufen: „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten!“ Das werden sie sowieso schreien. Der gehört zu ihrem Standard-Repertoire. Auf diese geile Idee brauchte sie niemand zu bringen. Auch nicht die WAZ-Gruppe mit ihrer hammerharten Schlagzeile: 5000 Polizisten schützen "Anti-Islamisierungskongress.
Nee nee, da hat derWesten.de nichts angeleiert. Das schreien die sowieso. Und sie werden versuchen, genau wie im letzten Sommer, aus Köln ein Schlachtfeld zu machen. Sie werden mit mörderischer Gewalt vorgehen und keinerlei Unterschied zwischen Faschist und Polizist machen – ohne Rücksicht auf Verluste.
Und deshalb ist es auch gut, dass die Polizei gleich mit 5000 Leuten anrückt. Und die wird eben nicht nur die Faschisten schützen, sondern – und davon gehe ich mal aus – alle. Auch die Autonomen. Vor allem aber die „Unbeteiligten“, die Kölner, die einfach nur da wohnen. Oder einkaufen. Oder sogar zur Arbeit gehen. Doch, doch, am Wochenende arbeiten nicht nur Revoluzzer und Polizisten, auch Verkäuferinnen, Krankenschwestern und, und, und …

Ist Ihnen etwas aufgefallen?

Das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen. Es kommen nämlich auch noch andere. Leute, die es sich nicht gefallen lassen wollen, dass sich Rassisten, Faschisten und wie sie alle heißen, aus ganz Europa zusammenrotten, ohne dass es ein klares Nein gibt. Das ist das Schlimmste an diesen Chaoten: dass sie mit ihrer hemmungslosen Gewalt die Medien okkupieren und den Faschisten, wenn nicht als Legitimation, so doch als „Ebenbild“ dienen. Rechts- und Linksradikale. ProNRW rechnet mit 2000 Teilnehmern. Hoffnungslos übertrieben. Äh: hoffnungsfroh. Keine Ahnung, wie viele „Antifas“ anrücken werden. Aber die Antifa wird anmarschieren. Antifa marschiert, die Reihen fest geschlossen.
6000 Menschen werden erwartet, die gegen Rechts friedlich demonstrieren wollen. Mit dem OB Schramma von der CDU. Mit der ganz linken Juso-Chefin, der Genossin Drosel. Und dem aufregenden Bütikofer von den Grünen. Die demonstrieren alle zusammen, natürlich auch mit den Genossen von der Linkspartei. Und die SPD ruft dazu auf. Und die Kirchen. Und die Muslime. Und, und, und … 

Rechtsradikale – Linksradikale. Quatsch. Auf der einen Seite stehen Leute, die z.B. im Wahlkampf offen die Endlösung der Zigeunerfrage propagieren. Und auf der anderen Seite stehen wir, die Demokraten. Und wenn die nicht mehr Flagge zeigen, sondern die Straße Rechts- und Linksradikalen überlassen – und darauf soll dieses Gerede ja wohl hinauslaufen, dann …, ja dann – wie war das denn noch? 

Werner Jurga, 07.05.2009

 

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