Keine Polemik

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Gestern, am 3. Mai, war der „Tag der Pressefreiheit“. Darum kümmert sich alljährlich die UNESCO. Und so konnten wir von dieser UNO-Unterorganisation erfahren, dass Deutschland in puncto Pressefreiheit in der Bestengruppe spielt.
Die UNESCO hat nämlich die Länder der Erde in fünf Gruppen eingeteilt. Diejenigen Staaten, in welchen die Pressefreiheit am besten aufgehoben ist, erhielten die Farbe „Weiß“; in China sieht es am schlechtesten aus: Farbe „Schwarz“.
Am schlechtesten in der weißen Gruppe sieht es – der UNESCO zufolge – in Deutschland aus. „Wir“ wurden nur so eben noch mit Platz 20 in die Top World der Meinungsfreiheit aufgenommen.
Nun sicher, ließe sich sagen: die Berichterstattung über den von El Kaida 2002 im Duisburger Hafen geplanten Terroranschlag war kein Glanzstück der Pressefreiheit. Die WAZ hat aber die Meldung gebracht, sogar in den Duisburger Ausgaben fanden sich in NRZ und WAZ nebulöse Hinweise. Deshalb – wahrscheinlich – einerseits die Platzierung in der Bestengruppe, andererseits dort ganz hinten.
Oder – ebenfalls Mitte März 2008 – das Tamtam um das Video „Fitna“ des Niederländers Wilders. Durften Sie das sehen ? Wollten Sie den 15minütigen Streifen sehen ? Oder hat es Ihnen gereicht, dass Tagesschau und Tagesthemen, aber auch die WAZ-Gruppe von einem „Machwerk“ eines „Rechtspopulisten“ schwadronierten ? Haben Sie sich ein genaueres Bild machen können ?
Ob Deutschland deshalb ein relativ schlechtes UNESCO-Urteil in Sachen „Pressefreiheit“ bekommen hat ? – Ich kann Sie beruhigen: deshalb ganz bestimmt nicht.

IMMER COOL UND SACHLICH BLEIBEN ...

Das war nämlich Polemik, hat doch mit Meinungsfreiheit nichts zu tun. Sachliche Kritik – ja bitte, gern. Polemik – ich bitte Sie: wir leben doch in einer Demokratie. Wir müssen uns doch Gedanken darüber machen, wie wir miteinander umgehen. Da ist Polemik Gift für jedes Gemeinwesen, letztlich zersetzt sie die politische Kultur. Vielleicht ließe sich sagen: wer polemisiert, hat keine Argumente. Oder haben Sie von so Typen vom Schlage eines Dieter Hildebrandt in den letzten fünfzig Jahren schon einmal ein vernünftiges Argument gehört?! „Satire“ nennen diese Leute ihr Treiben. Und was kommt? Nichts Anderes als Hohn und Spott, bitterböse Ironie und heftige Polemik. Kulturlos, so etwas!

So etwas finden wir Duisburger gar nicht schön. Und: wir können uns so etwas auch gar nicht erlauben. Auf uns kommt nämlich so einiges zu – zwar nicht in diesem Jahr, aber ruckzuck schon im nächsten. Wahlen! Drei Stück! Da besteht schon die Gefahr, dass es polemisch werden könnte. Gott sei bei uns!
Okay, bei der Europawahl geht es im Grunde um nichts, was Sie schon allein daran sehen können, dass sich kein Mensch dafür interessiert. Deswegen machen diese Brüsseler Bürokraten auch so eine Propaganda.

Das Europaparlament habe demnächst viel mehr zu bestimmen, sagen sie, und andererseits: schon jetzt mache es die meisten Gesetze direkt, und der vom Bundestag beschlossene Rest müsse mit europäischem Recht übereinstimmen. Ja hoffentlich können die Herrschaften sich da mal entscheiden. Lächerlich!
Die Bundestagswahl .... sicher: spannend. Aber der Bundestag soll ja gar nicht so viel zu sagen haben. Höchstens dass er die Regierung wählt, die allerdings mit Duisburg nichts zu tun hat.
Die einzig wirklich wichtige Wahl im nächsten Jahr ist also die Kommunalwahl. Da geht es nun wirklich um was! Denn vor Ort wird das Miteinander der Menschen gestaltet. Im Rathaus wird Politik also gemacht, wenn auch ohne Geld. Aber – so ist es doch: wie leicht verdirbt Geld den Charakter!
Und das Tollste: wir dürfen unseren Oberbürgermeister direkt wählen! Bei der Kommunalwahl bekommen Sie dann noch einige andere Zettel für so indirekten Parteienkram – uninteressant. Brandt gegen Sauerland, hui das wird spannend! Umso wichtiger:

„Hüten wir uns aber vor Polemik“

Keine Polemik, mahnt Jürgen C. Brandt die Genossen. Sehr vernünftig; man merkt: der Mann war mal Stadtdirektor. Einen Wahlkampf ohne Polemik möchte Oberbürgermeister Adolf Sauerland als Titelverteidiger im Rathaus führen. Sehr vernünftig; man merkt: der Mann ist Oberbürgermeister. Aber, was muss ich da in der Papierausgabe der WAZ Duisburg lesen? Die Frage: kein Duell? Die Antwort Sauerland: Ich werde gerne mit allen Kandidaten diskutieren, aber keine Privatveranstaltung mit Herrn Brandt machen.
„Privatveranstaltung“ – hoppla, das ist aber Polemik! Das darf der gar nicht! Nicht einmal der OB. Diese Polemik „wird man Sauerland die nächsten 14 Monate vorhalten“, kommentiert die WAZ Duisburg. Ach nee: „diese Verweigerung“.
Nicht mit dem Herrn Brandt sprechen wollen, das stimmt aber auch – jedenfalls teilweise. Da aber Brandt seiner „Herausforderung zur Auseinandersetzung“ angefügt hatte: „Wir können gerne weitere Kandidaten anderer Parteien dazunehmen“, dürfen wir uns doch auf Abende mit einem „hohen Informations- und Unterhaltungswert“ (WAZ) freuen. Aber bitte ohne Polemik.
Erinnern Sie, wenn es soweit ist, die beiden Kandidaten an ihren selbst gesetzten Anspruch! Wenn Jürgen Brandt dann z.B. sagen sollte: „Das haben Sie als OB zu verantworten!“, gehen Sie einfach sofort dazwischen, z.B. mit der Bemerkung: „Du, das fand ich jetzt aber echt polemisch, Du!“ Oder wenn Adolf Sauerland sich zu dem bösen Foul hinreißen lassen sollte: „Das hatten Sie doch als Stadtdirektor verbockt!“ – keine Angst vor großen Tieren, zeigen Sie Ihren Mut, sagen Sie einfach: “Nee, echt jetzt mal, Herr Oberbürgermeister, das kannst Du doch nicht machen mit dem Jürgen. Du wirklich, find´ ich echt Scheiße, sonne Polemik!“
Sie wissen ja: im Grunde sind die beiden Jungs auch gegen jede Polemik. Aber im Eifer des – wenn ich das mal so militaristisch ausdrücken darf – Gefechts ... nein, kein Pardon! Keine Polemik! Verflucht noch mal! Wo sind wir denn?!

Peace!


Werner Jurga, 04.05.2008

 

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