Kaiserin der Herzen

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Frau Doktor war in Afrika

Die Kaiserin der Herzen

anständiger Realismus - Nachtrag und Höhepunkt


Irgendwie musste es ja soweit kommen; ich habe es ja auch schon geahnt *, aber so schnell und so extrem? Noch einen Tag vor meinem 50ten? Nee, damit habe auch ich nicht gerechnet!

Montag, den 8. Oktober 2007, als Aufmacher der WAZ ein Foto, das ich nicht bringen darf, aber, da es durch alle Gazetten ging, vielleicht auch in Ihre Augen gestoßen ist. Wenn nicht, in aller Kürze: dejá vu! Kopf der lächelnden Blondine links oben, Kopf des schwarzen Kleinkinds rechts unten. Intensiver Blickwechsel, süß!
Nein, es war nicht die Königin der Herzen, sondern die Bundeskanzlerin, die ein AIDS-krankes afrikanisches Baby auf dem Schoß hielt und unbefangen ihren Zeigefinger in des Kindes Faust schob. Soeben hat sich nämlich Lady Dianas Todestag zum zehntenmal gejährt. Da passte dieser dejá-vu-Effekt prima: die Kaiserin der Herzen.
Frau Doktor war nämlich fünf Tage in Afrika. Schon in Heiligendamm hat sie „ihr Herz für Afrika entdeckt“. Dass diese anständige Entdeckung nicht zuletzt dem Realismus der Dr. Merkel zu verdanken ist, entspringt nicht meiner linksradikalen Verbohrtheit **, sondern ist in allen Medien – über die WAZ zu den Tagesthemen und zurück zur Bildzeitung – ausführlich erläutert worden: Afrika – da geht es um Absatzmärkte und Rohstoffimporte. Und jetzt machen sich – nach den Amerikanern und Russen – die Chinesen dort breit, und zwar mit einer Power ... Fachbegriff: Soft Power. Da kann uns Europäern schon ganz mulmig werden!
Und die Anderen gehen da vielleicht mit einem Realismus vor! Schlimm ist so was, Anstand kennen die ja nicht. Und mit dem Kolonialismus hatten wir Deutsche ja nicht soviel zu tun wie unsere europäischen Kriegsgegner (ob nun aus Anstand oder warum – anderes Thema). Jedenfalls sind wir jetzt EU-Partner – mitgehangen, mitgefangen! Es gab ja keine amerikanischen, russischen oder chinesischen Kolonien. Ja Du meine Güte, da können wir doch nicht für; uns blieben ja selbst kaum welche!
Frau Dr. Merkels „schwieriges und sensibles Geschäft“ * besteht nun darin, mit Menschenrechten anständige Politik zu machen. Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Und so hat sie allen afrikanischen Staats- und Regierungschefs, die sie in diesen Tagen getroffen hat, mal ordentlich Bescheid gesagt! Und hatte ja auch Recht darin, dass Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in fast allen afrikanischen Staaten verletzt werden- mal mehr, mal weniger. In Südafrika weniger, in Simbabwe dafür umso mehr. Man hätte es schon vor, spätestens unmittelbar nach der Befreiung von der Apartheid wissen können, dass dieser Mugabe ein elender Schurke ist.
Im Gegensatz freilich zu Nelson Mandela, den unsere Bundeskanzlerin schon damals, als Mädchen in der DDR, bewundert haben will. Warum nur ist sie dann in eine Partei eingetreten, die die Verurteilung der Apartheid immer den Moralaposteln Blüm, Geißler & Co. Überlassen hat, als Partei aber ein nachdenkliches „Einerseits-Andererseits“ von sich gab, mit den Rassisten paktiert hat, kaum verhohlen, aber auch nicht so großschnauzig wie die CSU, deren Franz Josef Strauß bei den weißen Herrenmenschen freundlichst ein- und ausging? Naja, das konnte Merkel ja nicht wissen – damals in der DDR, deren Führung offen mit Mandelas Partei ANC paktiert hatte. Besonders, sagt Merkel, habe ihr die Gewaltlosigkeit Mandelas ANC imponiert – ja, es stimmt schon: in der DDR gab es keinen freien Zugang zu Informationen.

In der BRD, sorry: Bundesrepublik Deutschland, allerdings gab und gibt es die Informationsfreiheit allerdings schon. Und da hätte deren Regierungschefin, die erst neulich „ihr Herz für Afrika entdeckt“ hat, eigentlich mitbekommen müssen, dass, als sie in den schwarzen Kontinent aufgebrochen ist, große Teile Afrikas in Folge einer Naturkatastrophe überflutet wurden. Mit ungezählten Toten – wer soll die auch zählen! Aber sonst - Respekt liebe Kaiserin der Herzen! - fast alles klar und deutlich angesprochen. Wer kann schon an alles denken?


Werner Jurga, 10.10.2007



* Frau Merkels „schwieriges und sensibles Geschäft“ - der Beifall aller, von links bis rechts ist ihr sicher, schrieb ich vor Kurzem in des anständigen Realismus Kurz – und Langfassung.

** Ich bin SPD-Mitglied und werde dort eher zu den Rechten gezählt. Das schmerzt zwar ein wenig, aber immer noch besser ... Ja Jurga, warum immer gegen die Anderen, warum nicht mal was zur SPD? – Ja gemach: ist ja noch etwas Zeit bis zum Parteitach! Man muss auch gönnen können.

 

 

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