Jungfrauen

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Jungfrauen

Seit Jahren, spätestens seit dem 11. September 2001, lässt mich die Frage nicht mehr los:
Wie funktioniert das genau, wenn man jetzt als Märtyrer in den Himmel kommt und dann mit Jungfrauen versorgt wird?

Die Frage aller Fragen

Nicht, dass nun gerade Märtyrer mein Traumjob wäre; mein Motto ist ja: lieber einmal feige als immer tot. Andererseits: man kann nicht immer in den Tag hineinleben; man muss auch mal an seine Zukunft denken! Otto Waalkes verdanke ich nämlich die Weisheit: „Ewig währt am längsten!“ Und für diese relativ (wenn nicht sogar absolut) lange Zeitspanne sollte man es sich ja doch schon ein bisschen nett machen.
In seinem relativ neuen Programm „Ich bin´s Nuhr“ befasst sich auch der Dieter mit Fragen von Raum und Zeit, mit der Ewigkeit und dem Märtyrertod – aber halt mehr so aus der Sicht der Hirnforschung. „Wenn diese sexuell frustrierten Typen an so viele Jungfrauen auch nur denken, dann explodieren die einfach so!“ spottet Dieter Nuhr. Der Mann ist einfach gottlos.
Anders sieht die Sache bei mir aus: ich habe nur so meine Glaubenszweifel. Weil der Deal ja so unwiderruflich ist, möchte ich dabei auch nicht so gern über´s Ohr gehauen werden.
Also frage und frage ich: wie viele Jungfrauen sind es denn jetzt genau? Sieben oder siebzig? Naja, und dann: im Laufe der Ewigkeit bringt es dann selbst so ein alter Sack wie ich noch fertig und die Jungfrauen sind keine mehr. Immerhin: Ewigkeit!
Konkret, ich schwör: ich habe in den letzten Jahren keine passende und unpassende Gelegenheit ausgelassen, muslimische Gesprächspartner zu diesem (sagen wir mal: meinem) Problem zu fragen. Ich wiederhole: 1. wie viele? 2. gibt es Nachschub? – Und: das ganz große Schweigen: Sendepause!
Dieter Nuhr hält das mit den Jungfrauen ja für einen Übersetzungs-, besser: Übertragungsfehler. Im ursprünglichen Koran seien Blumen gemeint gewesen, und im Laufe der Zeit seien dann Jungfrauen draus geworden. Ja, dann ist es auch egal, ob sieben oder siebzig. Da guckst Du dann aber im Paradies ganz schön blöd aus der Wäsche! Aber wie gesagt: Nuhr – ein Ungläubiger!

Endlich: die alles entscheidende Antwort

Endlich, konkret, ich schwör bei meiner Mutter: erst jetzt - hat meine Frau die Antwort auf die Fragen gefunden, und zwar bei Marco Polo. Also zunächst einmal das Quantitative: es sind 72 (zweiundsiebzig!), immerhin. Nun zum Wesentlichen:
Gary Jennings möchte in seinem Roman „Marco Polo. Der Besessene“ (Ffm. 2004) „bemerken, dass die Männer in muslimischen Ländern einer bestimmten Glaubensvorstellung besonders verhaftet sind. Sie glauben nämlich, dass, wenn sie sterben und in den Himmel kommen, sie sich dortselbst für alle Ewigkeit mit himmlischen, haura genannten Frauen vergnügen, welche neben vielfältigen anderen Gaben die Fähigkeit besitzen, ständig ihre Jungfräulichkeit wiederzugewinnen.“ (S. 384 f.).
Gut und schön; dennoch aus meiner Konversion zum Islam wird nichts, nicht unter diesen terms of trade! Ja Leute, worum geht´s denn? – Etwa um Defloration? Eine Ewigkeit lang? Igitt!
Es geht doch darum: Jungfrauen, die sowieso schon mal von Tuten und Blasen gar keine Ahnung haben können, sind doch deshalb von Interesse, weil a) noch kein anderer Kerl drangepackt hat (Männer wollen immer der Erste, Frauen meistens die Letzte sein), und b) damit die Damen nicht durch Vergleich feststellen können, dass ich in der Heia vielleicht doch nicht ganz so Spitze bin, wie ich ihnen immer weismachen will.
Da nützt mit doch so eine paradiesische JWA (Jungfräulichkeitswiederaufbereitungsanlage) rein gar nichts: a) auch im Himmel muss ich ständig mit der weiblichen Untreue rechnen, und schlimmer noch: b) bis ans Ende aller Zeiten tratschen sie Im Jenseits darüber, dass ich in der Kiste der letzte Versager bin.

Ja schönen Dank: das mit euren 72 Jungfrauen könnt ihr mal schön vergessen! 72 Jungfrauen, so ein Schwachsinn – ich gehe jetzt erst einmal auf Party beim Stromberg, ja: der aus dem Fernsehen, und da grölen wir unser Lieblingslied:

                                           „Zehn nackte Friseusen“

Werner Jurga, 15.10.2007

 

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