Duisburgs CBL-Geschäft

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Ja, ich gebe zu: ich habe daneben gelegen. Und ich hatte bislang noch keine Gelegenheit, meinen Irrtum einzugestehen. Nun ja, so schlimm war es nun auch wieder nicht. Sagen wir mal: ich konnte bislang nicht wissen, dass meine Sorgen unbegründet waren. Nein, das stimmt auch nicht. Wohl begründet waren sie nämlich schon; doch wenn nicht alles täuscht, besteht in den nächsten Tagen Gelegenheit, Entwarnung zu geben. So ganz ist die Kuh noch nicht vom Eis; aber immerhin: sie lebt und, wie man aus dem Rathaus hört, die Chancen stehen nicht schlecht, nächste Woche in der Lokalpresse von der Rettung des Wiederkäuers lesen zu können.
Tun Sie jetzt bitte nicht so, als wüssten Sie nicht, worum es geht. Sie wissen doch ganz genau: es geht um das

Cross-Border-Leasing - Geschäft

Sie erinnern sich:
Für 1,5 Milliarden US-Dollar hatte die Stadt im Jahr 2003 ihre Stadtbahn-Tunnel und das Schienennetz der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) an einen US-Investor verkauft, der daraus in den USA einen gewaltigen Steuervorteil zog - ein "Big deal", an dessen Ende für die finanzschwache Stadt Duisburg ein hübscher, so genannter Barwertvorteil von 40 Millionen Euro heraussprang. (aus: NRZ Duisburg, 26.09.2008)
Ich schrieb Ende September 2008 gerade an einer Kolumne über Arcandor* und hatte die CBL-Geschichte sogleich hintendran kommentiert. Und – fair geht vor – ich fragte den Oberbürgermeister, was es mit den Risiken aus dem CBL-Geschäft auf sich habe.

Ich erkundigte mich ferner, wie es um die Einlage der DVV (Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft) bei Lehman bestellt sei. Meiner freien unabhängigen Meinung zufolge waren hier bereits Zig Millionen verballert.
Recht schnell hatte mir ein Mitarbeiter der Stadt Duisburg auf meine Fragen geantwortet; allerdings blieb bei mir das Gefühl zurück, dadurch nicht viel schlauer geworden zu sein. Erst fast ein halbes Jahr später, nämlich in diesem März, hatte ich mir erlaubt, dem OB noch einmal die Fragen nach der Lehman-Einlage und dem CBL-Geschäft vorzulegen.
Diesmal, also in diesem Frühjahr, lief es jedoch anders als im letzten Herbst: ich erhielt keine Antwort von der Stadt. Jedenfalls bis gestern nicht. In der Sache der Lehman-Millionen war dies ohne weiteres verständlich: so schnell konnte mir die Stadt gar nicht antworten, wie den Lokalzeitungen zu entnehmen war, dass die DVV ihre Millionen vom Bankensicherungsfonds zurück erhalten hat. Ich will das jetzt nicht nachschauen, aber es dürfte nicht einmal eine Woche nach meinem zweiten Brief an den OB in dieser Sache gewesen sein. Sollten Sie jetzt nachschauen: Sie werden zwar keinen Text von mir auf dieser Homepage finden, aber ich hatte einige Tage Links zu den entsprechenden Berichten der Lokalzeitungen auf meine Startseite gesetzt. Diese Angelegenheit war folglich vom Tisch. Die Millionen waren nicht verballert, wie ich falsch prognostiziert hatte – wobei: etwas Glück, also: für die Stadt - gehörte auch dazu. Aber eben nur etwas: die Chancen im Bankensicherungsfonds standen wohl immer besser als fifty-fifty. Von mir aus: Fehler Jurga. So gesehen eigentlich nett, dass die Stadt darauf verzichtet hatte, mir eine schriftliche Antwort zukommen zu lassen.

Aber da war und ist ja noch das CBL-Geschäft. Mehr als ein Vierteljahr lang hatte ich auch hier nichts aus dem Rathaus gehört. Bis gestern. Es gibt leider (noch) nichts Schriftliches; denn, wie eingangs bemerkt: so ganz ist die Kuh noch nicht vom Eis. Aber doch immerhin schon so weit, dass mir mündlich mitgeteilt werden konnte, dass die Sache offenbar kurz vor dem Abschluss stehe. Nicht nur aus gewöhnlich gut informierten, sondern auch aus ungewöhnlich in Verantwortung stehenden Kreisen ist zu hören, dass die Stadt Duisburg in den nächsten Tagen – völlig oder zumindest weitgehend schadlos – aus diesem unsäglichen Vertragswerk herauskomme. Daumen drücken! Wir reden nämlich nicht nur über virtuelle Geschäfte und Luftbuchungen, sondern auch und gerade über echtes Geld! Und über ein paar Dollar mehr als über diese läppischen zwanzig oder dreißig Lehman-Millionen. Fragen Sie einfach mal in den betroffenen Städten nach!

Ich habe gestern den Eindruck gewonnen, dass Duisburg aus dieser CBL-Falle (weitgehend?) ungeschoren heraus kommen könnte. Sollte dies wirklich klappen, dann kann ich nur sagen: verdammt viel Glück gehabt. Oder in der Sprache meines Informanten: Schwein gehabt! Riesenschwein gehabt! 

Werner Jurga, 10.06.2009

 

* gestern, am 9. Juni 2009, stellte der Karstadt-Mutterkonzern Arcandor beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit.

Nachtrag: am 23.06.2009 konnte die Rheinische Post vermelden:
Schienen wieder im Stadtbesitz

 

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