Deutscher in US-Haft

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Samstag, 19. April 2008, DFB-Pokalfinale, Halbzeit, die Roten führen gegen die Schwarz-Gelben mit 1:0. Keine Überraschung, konnten sich doch die Roten eine der teuersten Mannschaften der Welt zusammenkaufen, während die Schwarz-Gelben ihre besten Spieler verticken mussten. Die Roten hatten halt ein gutes Management, während die Schwarz-Gelben abermals bewiesen hatten, nicht mit Geld umgehen zu können. Wie gesagt: keine Überraschung.
In der Halbzeit das ZDF heute journal, sehr wohl mit einer Überraschung. Wir erfahren, dass die US-Militärpolizei einen Deutschen festhält und nicht einmal Außenminister Steinmeier ihn in Verhandlungen frei bekommt. Nun ja, der war schon „als Fußballer nur Kreisklasse“.
Steffen Seibert moderiert den Beitrag im heute journal wortgleich mit der Spiegel-online-Meldung an:

„Er war zur falschen Zeit am falschen Ort“

So etwas kommt vor und bedeutet so viel wie: zum unschuldigen Opfer geworden durch eine Verkettung unglücklicher Umstände. Und dann auch noch Opfer der US-Militärs, zack biste in Guantanamo. Und so heißt es denn auch schon in allen Meldungen:
„Deutsche Geheimdienstler und Diplomaten befürchten nun "einen neuen Fall Kurnaz".
Sie erinnern sich: Herr Murat Kurnaz, bekannt geworden als der „Bremer Taliban“, wurde von den Amerikanern über vier Jahre lang festgehalten. Frank Walter Steinmeier und andere Würdenträger gerieten unter enormen Legitimationsdruck, weil sich die deutschen Behörden darauf zurückzogen, der Bremer Kurnaz sei türkischer und nicht deutscher Staatsbürger, und sich folglich ebenso wenig wie die Türken um dessen Freilassung bemühten. Herr Kurnaz lebt seit seiner Entlassung wieder in Deutschland. Gegen ihn ist kein Strafverfahren eingeleitet worden. Obgleich Kurnaz von den USA bereits eine Entschädigung erhalten hatte, leitete er Verfahren gegen die USA mit dem Ziel ein, noch mehr Geld zu erhalten. Sein Leben musste er bestreiten mit den Honorarzahlungen für etliche Talk Show Auftritte, die allerdings allesamt nicht die naheliegenden Fragen klären konnten, und somit nicht dazu geeignet waren, seine Unschuld zu belegen.
In einem Rechtsstaat gilt – bis zum Beweis des Gegenteils – die Unschuldsvermutung. Wird ein Strafverfahren erst gar nicht eröffnet, ist man unschuldig, wie z.B. Herr Kurnaz.

Zurück zu dem aktuellen Fall: ein Deutscher aus Wuppertal will nur mal in einem Supermarkt etwas einkaufen, und zack: „zur falschen Zeit am falschen Ort“ – schon halten ihn die Amis fest. Stellen Sie sich das mal vor,

 das könnte auch Ihnen passieren

und nicht einmal Steinmeier könnte Sie da rausholen.
Also, nehmen wir nur einmal an, Sie würden - wie Gholam Ghaus Z. - ihre Verwandten in Afghanistan besuchen, müssten sich unbedingt mal Rasierzeug kaufen, gingen also in einen Supermarkt, der blöderweise auf einer US-Airforce Base liegt (denn sonst bekommen Sie da ja nirgendwo etwas zum Rasieren) und schon werden Sie von den Amis festgehalten, die einfach mal so behaupten, Sie würden sich illegal auf dem US-Stützpunkt aufhalten, und dann auch noch so merkwürdige Fragen stellen wie: „Warum haben Sie mehrere Telefonkarten dabei ?“ oder „Wie kommen Sie an Währungen aus mehreren arabischen Ländern ?“ – Könnten Sie dann diese Fragen beantworten ?! – Aha !
Schon sind Sie

„Gefangen in Bagram“

wie Spiegel-online seine Meldung betitelt. Die Amerikaner halten Sie für einen Terroristen, und auf die Solidarität der Heimat – also: Deutschland – ist auch kein Verlass. Schon schreibt die ZDF heute-Redaktion: „Offenbar unerlaubter Aufenthalt auf US-Stützpunkt“
Nun sitzen Sie da hilflos – noch keine vier Jahre, aber immerhin schon mehr als vier Monate (komisch nur, dass die Solidaritätskampagne erst jetzt anläuft), und nicht einmal der Außenminister kriegt Sie da raus. Die Amis sind nämlich in den Verhandlungen beinhart; die verhandeln gar nicht, die verlangen ...
„Was ?“ wollen Sie wissen. Nein, kein Strafverfahren in Deutschland oder gar eine Inhaftierung. So dreist sind selbst die Amis nicht. Aber, lachste Dich kaputt: „Sicherheitsgarantien“ ! Muss man sich mal vorstellen: „Sicherheitsgarantien“ ! –
24 Stunden am Tag müssten die deutschen Behörden Sie überwachen, verlangen die Amis. Erstens dürfen wir das gar nicht, bei uns gelten nämlich die Menschenrechte. Und zweitens können wir das gar nicht, haben wir ja bei dem Kalifen von Köln, dem Herrn Kaplan, zur Genüge bewiesen.
Die spinnen doch, die Amis. Die tun gerade so, als sei der 11. September in Deutschland vorbereitet worden.

Werner Jurga, 20.04.2008

 

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