Biedermann und Brandstifter

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Arnold Schwarzenegger, der Martialische: „Wenn ich Brandstifter wäre, ich könnte keine Nacht mehr schlafen. Wir jagen Euch, und wir kriegen Euch!“ Konkreter kann der Terminator nicht werden; denn er ist jetzt Regierungschef Kaliforniens. Ein anderer California Man, von den verheerenden Feuersbrünsten selbst schwer geschädigt, wird auf CNN schon ein wenig deutlicher: „Ich würde gerne mal mit einem Brandstifter 15 Minuten ganz allein verbringen.“

Um es von vornherein klipp und klar zu sagen: ich möchte mit Eva Herman nicht 15 Minuten ganz allein verbringen, nicht eine einzige (bin ich fies vor). Der Unterschied besteht allerdings zwischen den Amis und mir, nicht zwischen Frau Herman und den Brandstiftern. Während die einen ihre Religion wie eine Monstranz vor sich hertragen, bin ich Christ in aller Stille. Alle anderen religiösen - Lautsprecher predigen Hass. Der Christ dagegen – ich z.B. – weiß: das Christentum ist die Religion der Liebe.

Biedermann und Brandstifter

Titel eines Dürrenmatt-Dramas, kleine Erläuerung hier

Religiöse Fundamentalisten sind Hassprediger – immer und überall. Von den Islamisten ist das bekannt, bei den frommen US-Republikanern (Bush, Arni & Co.) hat man es geahnt, aber vielleicht gilt es auch für Teile des deutschen katholischen Klerus. Grünen-Chefin Claudia Roth hat sich mit Bischof Mixa angelegt. Und der Grünen-Abgeordnete Volker Beck hat es jetzt einmal gesagt: „Kardinal Meisner ist ein Hassprediger!“

Volker Beck
Meissner

Foto: queer.de

336602

Titelseite “Illustrierter Beobachterâ€

Eva klein

Volker Beck
Foto: queer.de

Und warum? Weil Joachim Meisner neulich etwas von „entarteter Kunst“ gelabert hat? Wobei der Kardinal angedeutet hat, nur Kunst mit religiösem, also katholischem Bezug, sei Kunst – alles andere eben „entartet“. Nein, Volker Beck, bekennender Schwuler, fand nicht schön, dass Meisner Homo-Partnerschaften als „im Kern verderblich“ eingestuft hat.

Und das Schönste: Beck wollte dabei bleiben: zwar wolle er den Kirchenmann nicht in die Nähe von Terroristen rücken; ein Hassprediger sei Meisner aber schon. Darf er aber jetzt nicht mehr sagen!

Das Landgericht Köln vertritt nämlich die Auffassung, dass diese Äußerung eine Beleidigung und einen "Angriff auf die Ehre des Kardinals" darstelle. Volker Beck hat das also zu unterlassen oder 250 Tausend Euro Ordnungsgeld abzudrücken – ersatzweise: Ordnungshaft bis zu sechs Monaten. Auch die Damen von den Grünen sind über Volker Beck pikiert:

Spitzenpolitiker der Grünen haben Volker Beck kritisiert, weil er Kardinal Joachim Meisner als "Hassprediger" bezeichnet hatte. Fraktionschefin Renate Künast sagte nach Angaben des "Tagesspiegels", die Aussage des Parlamentarischen Geschäftsführers sei "unpassend und unangemessen". Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt sagte, ihr Parteikollege tue sich keinen Gefallen, "wenn er die Auseinandersetzung mit unpassenden Worten anheizt" - zit. nach queer.de, eine Schwulenseite, keine Angst, ist nicht ansteckend.
Das Familienbild des Bischofs, muss man fairerweise sagen, sei allerdings zu kritisieren, fügen die grünen Girls hinzu. Da empfindet Eva Herman ganz anders. Sie ist nämlich für die traditionelle Familie, also auch für die traditionelle Familienpolitik. Insbesondere die im Dritten Reich findet sie echt spitze.

Foto: Focus online

Na, es muss ja unter den Nazis auch nicht alles schlecht gewesen sein. Wenn man das mal feststellt, ist man noch lange kein Nazi. Forsa zufolge entdecken immerhin 25 % der Bundesbürger gute Seiten in diesen schweren Zeiten. Der Begriff „Bundesbürger“ ist heutzutage eigentlich obsolet, da wir ja inzwischen wiedervereint sind. Aber in derartigen Meldungen wird nicht so gerne „Deutsche“ gesagt – hat ja mit den oder mit dem Deutschen nichts zu tun, es waren halt ein Viertel der „Bundesbürger“. Und übrigens: als der Begriff „Bundesbürger“ noch Sinn machte, waren es auch nicht weniger.
Eva Herman sieht eben auch das Positive. „Immerhin hat er die Autobahnen gebaut“, sagte sie beim Kerner – und flog raus. Spitzen Publicity! Ich würde nicht sagen: „Eva Herman ist eine dumme Plapperziege.“ Ich glaube, da würde ich es mir zu einfach machen. Kann ja sein, dass sie dumm ist; auf jeden Fall ist sie eine Plapperziege. Halt stopp: jetzt wird es wieder juristisch bedenklich. Also: die Plapperziege nehme ich zurück. Oben bei Volker Beck haben wir es gelernt, und ich habe es oft genug gesagt, z.B. in meinem letzten Tagebucheintrag: Pass auf, was Du sagst! Ich wäge also meine Worte ganz genau ab: Eva Herman ist keine dumme Plapperziege; denn erstens wäre die gegenteilige Aussage eine Beleidigung, und zweitens eine unverantwortliche Verharmlosung dieses Subjektes. Ich sage also:

 

 Eva Herman ist faschistoid !

Das schließt ja nicht aus, dass sie einen an der Mütze hat. Wie sie jetzt der Bildzeitung mitgeteilt hat, sei sie nicht selbst an ihrer Entlassung beim NDR schuld, sondern der Allmächtige persönlich: „Gott hat mir den Fernsehjob aus den Händen geschlagen.“ Der Focus berichtet.

In meinem Tagebucheintrag vom 25.10. hatte ich Ihnen vorgeschlagen zu lesen, was Prof. Benz zu den scheinbar unausrottbaren Mythen über die Nazizeit in der WAZ schreibt (leider finde ich den Aufsatz unter derwesten.de nicht). Der Antisemitismusforscher widerlegt dort Punkt für Punkt jede einzelne Legende, die noch immer in einem Viertel der deutschen Köpfe herumgeistert.
Am 9.11.2006, dem letzten Gedenktag an die „Reichskristallnacht“*, hielt Benz einen ausgezeichneten Vortrag. Danach sprach Alt-OB Josef Krings (ich sag´ ja nix). Denken Sie bitte daran: dieses Jahr findet die Gedenkfeier schon am 8. November statt.

Genug für heute, warum es im Krieg zwar schlimm, schlimmer aber noch nach dem Krieg war, erzähle ich Ihnen ein anderes Mal. Wurde mir schon als Kind berichtet, fand ich komisch, stimmt aber trotzdem  - zumindest irgendwie.
Und noch etwas, liebe Frau Herman, natürlich mussten auch Frauen damals arbeiten, z.B. an der „Heimatfront“, also in der Rüstungsproduktion oder auch hier

Werner Jurga, 03.11.2007

* ich weigere mich, „Reichspogromnacht“ zu schreiben; mir scheint, die politische Korrektheit vernebelt das Phänomen. Natürlich weiß ich, dass „Reichskristallnacht“ der Propagandabegriff der Nazis war. Für Unwissende mag „Kristallnacht“ auch irgendwie hübsch klingen; den noch lebenden jüdischen Opfern mag das Wort weh tun. Da bitte ich um Verständnis. Aber: ich sage nicht „Reichspogromnacht“. Inzwischen habe ich auch schon gelesen: „Novemberpogrom“. Ja, es gab ja viele Pogrome in der Menschheitsgeschichte. Bis wir an den Punkt gelangt sind: „die Anderen waren ja auch nicht besser als wir!“ – Da mache ich nicht mit: den Auftakt zum einzigartigen Holocaust markierte die von den Nazis so genannte „Reichskristallnacht“. Ende!

[Jurga] [Home] [März 2010] [Marxloh stellt sich quer] [Februar 2010] [Januar 2010] [2009] [2008] [2007] [Oldies] [2007 / 2008] [Tagebuch 2007] [Texte Dez. 2007] [Texte Nov. 2007] [Texte Okt. 2007] [Texte Sept. 2007] [Texte Aug. 2007] [Kontakt]