26.11.2007

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Arbeit, Arbeit, Arbeit ...

... so lautete die Wahlkampfparole der SPD. Naheliegenderweise, als sie noch nicht an der Regierung war. Ist also schon eine Weile her. Und war abgeguckt vom britischen „Jobs, Jobs, Jobs“, mit dem die Labour Party Tony Blair ans Ruder brachte. Nun wollen wir in Deutschland freilich keine Jobs, sondern – wie es so schön heißt – einen festen Arbeitsplatz. Schließlich haben wir beim Abendessen oder am Mallorca-Pool auch unseren „festen Platz“. Also schied der Begriff „Job“ aus. Und da sich ein „fester Platz“ als Wahlkampfslogan nicht so gut macht, machten wir es kurz: „Arbeit“. Am besten gleich dreimal, damit sich jeder merken kann, worum es im Leben wirklich geht.
 

Ich hatte fleißig beim Plakatieren geholfen, damals in Rheinberg. Ein wirklich sehr schöner Ort am linken Niederrhein. Diese Schönheit nahm auch daran keinen Abbruch, dass Rheinberg – jedenfalls damals – eine echte Hochburg der Anarcho Partei war. Und die Anarchos klebten noch fleißiger als wir, allerdings die gegenteilige Parole. In großen altdeutschen Lettern klärten ihre Plakate auf: „Arbeit ist Scheiße“. „Ihr macht die Kühlschränke voll; wir machen sie leer“, hieß es in ihren Werbespots, die die Langhaarigen Rotwein trinkend und einen Joint rauchend in einer Luxuslimousine zeigten, die derweil von einer Reihe Nadelstreifen-Managern gründlich von Hand gewaschen wurde.
Die Anarchos sind über 0,1 % nie hinausgekommen, und deren Partei hat sich zu einem ziemlich fiesen Haufen entwickelt, der inzwischen Werbespots zeigt, die wirklich verboten gehören. War aber auch klar: aus denen konnte ja nichts werden. Fleißig sein, aber Arbeit Scheiße finden – das passt natürlich nicht so gut zusammen. Arbeit klasse finden, aber stinkfaul sein – das passt da schon wesentlich besser. Siehe hierzu meine heutige Kolumne: Frankenstein, Teil 2.
Inzwischen ist die Parole „Arbeit, Arbeit, Arbeit“ nicht mehr so angesagt, aber der Schrei nach Mehrarbeit wird lauter. Obwohl trotz Aufschwung die Arbeitslosigkeit noch nicht ganz verschwunden ist, sollen jetzt vor allem die noch mehr in die Hände spucken, die schon einen „festen Platz“ haben. Jetzt sollen sogar Lehrer ganztags arbeiten! Dass bislang weder amnesty international noch der UN-Menschenrechtsbeauftragte sich mahnend zu Wort gemeldet haben, mag am Abstumpfungseffekt liegen. Lehrer arbeiten bisher nämlich auch schon ganztags.
In meinem letzten Tagebucheintrag ging es um die Verlängerung des Renteneinstiegsalters, „Arbeiten bis zum Umfallen?“ Aber an einem Wochenende kann eine Menge passieren. Neu ist, dass inzwischen einige CDU-Leute die Rente ab 77 propagieren. Dazu präsentiert die WAZ einen Bericht und ein Foto von vier extrem empörten Senioren, zwei Damen und zwei Herren, die allerdings allesamt bereits über 77 sind. Glück gehabt, trotzdem stocksauer.
Ich meine, die ganz Alten könnten ja nun wirklich cool bleiben; denn noch ist es ja nicht so weit. Noch wird niemand über 65 zur Arbeit gezwungen, nicht einmal Strafgefangene.

Ein Glück für den RAF-Initiator und langjährigen NPD-Chefideologen und –Rechtsanwalt Horst Mahler, der wieder mal in den Knast muss. Nur weil er den Hitlergruß zeigt und mit „Heil Hitler“ oder „Sieg Heil“ grüßt, lässt sich so einer wie Mahler noch lange nicht vom Gesinnungsterror in die Knie zwingen. Klar, dass er auch dem Michel Friedman höchstselbst gesagt hat, was mit den Juden eigentlich gemacht werden müsste. Und Friedmann war nicht einmal verkleidet oder sonst wie getarnt. Nein, ein Horst Mahler steht halt zu seiner freien, unabhängigen Meinung!

Werner Jurga, 26.11.2007

 

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