Sonntagsfrage: Rot-Grün überall vorn
Donnerstag, 22. September. Nach der Berlinwahl jetzt wieder der monatliche Blick auf die bundesweiten Meinungsumfragen – die Ergebnisse der Antworten auf die Sonntagsfrage im September 2011. Die Umfragen der sechs Institute sind durch die Bank relativ aktuell; in allen, also auch in den diese Woche veröffentlichten, hat jedoch das Ergebnis der Berliner Landtagswahl noch keine Berücksichtigung finden können, da die Interviews bereits letzte Woche geführt wurden. Der Wahlerfolg der Piratenpartei war folglich den Befragten noch nicht bekannt. Ob er sich auch bundesweit bemerkbar macht, wird sich erst im nächsten Monat zeigen.
Wie stets habe ich aus den sechs Einzelwerten das arithmetische Mittel gebildet *, was zu folgendem Resultat geführt hat:
CDU / CSU |
33 % |
+/- 0 |
SPD |
29 % |
+ 0,5 |
Grüne |
19,5 % |
-1,5 |
Linke |
7,5 % |
+ 1 |
FDP |
4 % |
-0,5 |
Sonstige |
7 % |
+ 0.5 |
Die angegebenen Veränderungen beziehen sich
auf die Erhebung
vom 22. August 2011.
Diesen Monat fallen die Gewinne und Verluste der
einzelnen Parteien im Vergleich zum Vormonat relativ geringfügig aus, abgesehen
von den Grünen, bei denen sich der Rückgang von den Höchstwerten im Frühjahr
ungebremst fortsetzt. Dagegen hat die Linke einen Teil ihrer Verluste während
der letzten Monate wettmachen können. Die FDP würde an der Fünf-Prozent-Hürde
scheitern. Berücksichtigt man, dass in den Mittelwert zwar größtenteils schon
die Anti-Euro-Kampagne im Vorfeld der Berlinwahl eingeflossen ist, nicht aber
das verheerende Wahlergebnis, sind die hier ausgewiesenen vier Prozent
vermutlich etwas zu hoch gegriffen. Die Union – je nach Lesart – hält die 33
Prozent bzw. stagniert bei diesem Wert. Die Sozialdemokraten erreichen zwar in
einigen Umfragen die „Drei“ vorne, aber eben nicht durchweg. Aktueller
Wasserstand: 29 Prozent.
Geringfügige Veränderungen gehen allerdings bei den
Umfragewerten keineswegs mit einer verminderten Aussagekraft einher; im
Gegenteil: bei den hier für die Parteien angegebenen Zahlen scheint es sich um
recht stabile Prozentwerte zu handeln. Die Kräfteverhältnisse haben sich
während der letzten Monate einigermaßen „verfestigt“. Dabei ist jedoch der
Vorbehalt zu berücksichtigen, dass die Unzufriedenheit mit den Parteien
gegenwärtig relativ hoch ist. Man wird sehen müssen, ob sie – wie in Berlin –
in der Piratenpartei ein Ventil findet.
Die seit Monaten kontinuierlich gemessene absolute
Mehrheit für Rot-Grün ist stabil – inzwischen wieder mit einem soliden
10-Punke-Vorsprung für die SPD, der die im Frühjahr entstandene Debatte über
einen grünen Kanzlerkandidaten beendet hat. Sollte der FDP jedoch bei der
nächsten Bundestagswahl doch der Wiedereinzug in den Bundestag gelingen, wäre
die rot-grüne Mehrheit zwar noch gegeben, allerdings auch denkbar knapp. Es sei
daran erinnert, dass erst die Halbzeit der jetzigen Legislaturperiode erreicht
ist. Gerade das desaströse Abschneiden der FDP bei der Berliner
Abgeordnetenhauswahl dürfte die Aussichten auf vorgezogene Neuwahlen deutlich
eingetrübt haben.
Als eher wahrscheinlich gelten derzeit vorgezogene Neuwahlen in NRW. Hier liegt jedoch nur eine einzige aktuelle Wahlumfrage vor, und zwar vom YouGov-Institut im Auftrag des Fernsehsenders Sat1. Das Resultat: CDU und SPD jeweils 33 %, Grüne 17 %, Linke 6 % und FDP 5 %. In NRW dürfte also eine rot-grüne Mehrheit eine recht klare Angelegenheit sein.
Werner Jurga, 22.09.2011
*zur Frage der Zulässigkeit dieses Vorgehens siehe hier.
http://www.ruhrbarone.de/immer-wieder-sonntags-drei-gruende-dafuer-die-statistik-die-trends-und-der-nette-herr-roesler/comment-page-1/#comment-97609