Barbarapredigt des Duisburger Oberbürgermeisters am 9. Dezember 2012
Sören Link über „die politische Verantwortung des Christen“
Freitag, 21. Dezember 2012. Über „die politische
Verantwortung des Christen“ sprach der Duisburger Oberbürgermeister auf der
Barbarafeier, die am Zweiten Advent zum achten Mal bei den Hüttenwerken
Krupp-Mannesmann (HKM) Straße in Hüttenheim stattfand. In der Werkshalle des
Elektrobetriebs von HKM fanden sich am Sonntag, den 9. Dezember, mehr als
Tausend Teilnehmer zu dem ökumenischen Gottesdienst ein.
In seiner
Barbarapredigt thematisierte Sören Link den Begriff des Gottvertrauens. Während er in unserer Alltagssprache für ein großes
Maß an Naivität stehe, gleichsam als ein Synonym für Blauäugigkeit, gebe das
Vertrauen in Gott dem Christen die innere Kraft und Zuversicht, „offen und
ehrlich auszusprechen, wo wir stehen, was wir können, und eben auch, was wir
nicht können“, so Sören Link. Dies seien für ihn die Voraussetzungen für „eine
christliche Stadtpolitik“.
Der Oberbürgermeister bezog sich auf das
Matthäusevangelium, das sich „eindeutig auf die Seite der Schwachen“ schlage.
Deshalb sei es, so Link wörtlich, „zutiefst unchristlich, junge Menschen
zurückzulassen, weil ihre Biografie Brüche zeigt oder weil sie einen zweiten
und vielleicht sogar dritten Anlauf brauchen“. Ausführlich ging OB Link auch
auf die Situation der Zuwanderer aus Südosteuropa ein. Lesen Sie im Wortlaut,
was der Oberbürgermeister in seiner Barbarapredigt dazu ausgeführt hatte!
Werner Jurga, 21.12.2012
Oberbürgermeister Sören Link
(duisburg.de - Foto: R. Levc)
OB Sören Link über Zuwanderer aus
Rumänien und Bulgarien:
„Es sind Menschen,
über die wir hier reden!“
Sonntag, 9. Dezember 2012 (Textauszug) - Vor vielen Jahren sind Menschen als „Gastarbeiter“ zu uns gekommen, und heute
können wir froh sein, dass die meisten dieser Gäste geblieben sind. Längst sind
sie ein integrierter Teil unserer Stadtgesellschaft, und es ist schön zu sehen,
dass heute auch viele Kolleginnen und Kollegen mit muslimischem Glauben hier
mit uns die Barbarafeier feiern. Wie selbstverständlich! In Toleranz und
Respekt. Das können wir gut in Duisburg!
Aber es kommen auch Menschen zu uns, die niemand gerufen hat.
Aus Rumänien, aus Bulgarien, mit ihren Kindern, auf der Suche nach Schutz vor
Unterdrückung, aber natürlich auch auf der Suche nach einem Ausweg aus der
bitteren Armut ihrer Heimat. Wer wollte ihnen das verdenken?
Und doch weiß ich sehr gut, dass das
Zusammenleben in den Stadtteilen nicht immer gut und reibungslos funktioniert,
wie man es sich wünschen würde. Menschen kommen, die niemand gerufen hat.
Menschen, die aber da sind. Und die vielleicht sogar bleiben.
Armutsflüchtlinge.
Ich bin sicher, dass sich im Umgang mit
ihnen vieles beweisen muss: Unsere Toleranz, aber auch unser
Durchsetzungsvermögen. Unser Entgegenkommen, aber auch unser entschlossenes
Eintreten für unsere Rechtsordnung. Nicht zuletzt muss sich aber auch unser
Christsein beweisen, wenn wir über Zuwanderer aus Süd- und Osteuropa sprechen.
Und sie mögen uns noch so schwierig, noch so lästig sein mit ihrer Lebensweise oder mit ihren oft verzweifelten Versuchen, an Geld zu kommen. Sie mögen uns lästig sein mit ihrer Bettelei auf der Königstraße oder vor Aldi. Und doch wollen wir nicht vergessen, dass es Menschen sind, über die wir hier reden. Mit ihren Hoffnungen, mit ihren Träumen, mit ihren Ängsten, mit ihrem Wunsch, sich und den Kindern ein kleines Stück vom deutschen Wohlstandskuchen abzuschneiden. Und natürlich mit der unabänderlichen Würde, die der christliche Glaube jedem Menschen zumisst, weil Gott uns nach seinem Ebenbild erschaffen hat.
Das Evangelium, meine Damen und Herren, schlägt sich eindeutig auf die Seite der Schwachen. Und im Matthäusevangelium finden sich die bekannten Worte „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan". Auch daran wollen wir denken, wenn wir hier in Duisburg über die neuen Zuwanderer sprechen und uns selbst als Christen verstehen. Ich möchte, dass wir uns diesen Menschen, trotz aller Schwierigkeiten, auch als Christen zuwenden.
Sören Link, 09.12.2012
Auszug aus der Barbarapredigt des Oberbürgermeisters am 9. Dezember 2012
bei HKM
Den vollständigen Text der Predigt finden Sie hier.